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Trauer

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UnNatur (Pt. 11)


Vor 3 Tagen postete ich dieses Bild auf sozialen Medien, frei nach der dort üblichen "Schreibe-ja-nichts-dazu"-Unsitte. Einzig im Gesichtsbuch setzte ich dazu eine Ortskennung, sogar eine Uhrzeit. Gerade dort erhielt ich ganze 7 Likes, was bei mir viel ist. Da allerdings nur eine Person (der LikerInnen), den Hintergrund weiß - die anderen ihn nur erahnen konnten -, möchte ich ihn hiermit aufdecken.

Der einstige Geburtstag meiner Großmutter väterlicherseits scheint dafür geradezu prädestiniert, denn ihr Mann hinterließ vor 3 Tagen seine sterbliche Hülle 9 Jahre nach ihrem Ableben auf Erden.
Das Verewigen und Posten des Bildes, welches in einer Schale vor seinem kurzfristigen Quartier im Altenheim stand, diente nicht meinem Mitteilungsdrang an Personen, die ich kaum kenne. Ich hätte diesen Spruch auch so eingefangen. Leider findet man ihn nur selten, wenn dann in Todesanzeigen oder dergleichen.

Dies dazu, auch wenn das Thema bezugnehmenden ist - die Trauer.
Die grundlegende Frage hinter jenem Zustand mit all seinen Phasen scheint für viele nicht klar zu sein, doch kann sie nur in etwa so lauten:

Ist die Trauer gottgewollt oder wird sie nur vom Menschen (aus-)geschöpft?

Der erste Teil der Frage ist schnell beantwortet: Gott hat seiner Schöpfung weder Leid noch Trauer zugedacht. Versteht man, dass alles Leben ewiglich (ausgelegt) ist, so wird aus dem Trauern über etwas Vergangenes schnell eine (Ein-)Sicht auf das dadurch entstehende Neue. Jenes kann aber nicht hervorkommen, glaubt man an eine Vergänglichkeit und hält daran fest. Mit solchen Gedanken bewirkt man nur eines: man steuert auf seine eigene Vergänglichkeit zu, die eigentlich nicht existiert, im Ursprung nicht geplant war. Da der Mensch allerdings über einen freien Geist verfügt, kann er dieses Bild Realität werden lassen. Alles was daraus resultiert, kann man heutzutage allerorts sehen. Das Festhalten und Bewahren des Todes durch Totes. Was man nicht sieht: das Erinnern an Tote durch Lebendiges, neu erschaffenes.

Mit den letzten Worten habe ich auch gleichzeitig den zweiten Teil der Frage aufgeklärt. In nahezu allen Kulturen hat der Mensch die Trauer selbst zu Etwas emporgehoben, dass in diesem Ausmaß nicht notwendig und obendrein schädlich ist.
Weitere kühle Erkenntnisse dazu ruhen hier im Blog. 

Mit und ohne jene Erkenntnis ist eine Trauer doch nicht auszuschließen und sollte im Moment der emotionalen Ausgießung auch ausgelebt werden, dennoch kein ständig begleitender Teil eines Selbst werden. Wer hier Probleme hat, dem lege ich folgendes Quergedachtes an sein schmerzendes Herz. Es kann als Gotteshilfe gesehen werden, nicht aber als ein Gesetz verkommen. Ich zitiere dazu die Worte von Erzengel Michael an Seth, die er zu ihm sprach, nachdem dessen Mutter (Eva) vier Tage verstorben war: 

"Mann Gottes, höre mich an. Nicht länger als sechs Tage sollst du um deine Toten trauern. Achte die Ruhe am siebenten Tag. Sie ist das Zeichen der Auferstehung im Zeitalter nach dem Gericht. Denn es ruhte auch der Herr am siebenten Tag von allen seinen Werken."
Quelle: Alfred Pfabigan, Die andere Bibel - Gottes verbotene Worte
Eichhorn Verlag (2004), Altes Testament, 'Das Buch Adam und Eva' 

An sich könnte man diese Worte so stehenlassen, doch sollte man eines nicht vergessen. Seth wurde etwas älter als wir es heute werden (912 Jahre) [ich habe das hier mal kurz angerissen]. Des Weiteren waren seine Gedanken und dessen Geschwindigkeit, sowie deren Ausrichtung wohl um einiges ursprünglicher als unsere heutigen. Dennoch belassen wir es einmal beim ersten Gedanken: Die Menschen wurden also seinerzeit 10 x älter als wir heute. 6 Tage von fast einem Jahrhundert Lebenszeit liegen somit in einem ganz anderen Augenschein. Bricht man das mathematisch herunter, werden aus 144 Stunden (6 Tage) / 10 = 14,4 Stunden, also 14 Stunden und 26 Minuten.
Die Frage ist nun: wer kann heute noch 14 Stunden am Stück im Herzen trauern? Und wer kann in dieser kurzen Zeit alle Phasen der Trauer begegnen?

Trauer ist nichts anderes als Schmerzen körperlicher und nervlicher Natur; es gilt sie nicht zu negieren. Ich zitiere mich zur Veranschaulichung gerne selbst: "Zu denken - wie heute Usus - man müsse etwas bekämpfen, um es auszumerzen ist unglaublicher Schwachsinn."

Für alle jene, gestatte ich mir abschließend folgende fremde Zeilen sprechen zu lassen:    

"Dann sprach Almitra: 'Wir möchten dich nun über den Tod befragen.'
Und er antwortete also:
Ihr möchtet wissen um das Geheimnis des Todes.
Doch wie solltet ihr es entdecken, so ihr nicht danach forschet im Herzen des Lebens?
Die Eule, deren auf die Nacht beschränkte Augen am Tage erblinden, vermag nicht, das heilige Geheimnis des Lichtes zu entschleiern.
So ihr wahrhaftig den Geist des Todes erschauen wol­let, öffnet weit euer Herz dem Leibe des Lebens.
Denn Leben und Tod sind eins, so wie Fluß und Meer eins sind.
In der Tiefe eures Hoffens und Wollens liegt euer still­schweigendes Wissen um das Jenseits;
Und dem Samen gleich, der unter dem Schnee träumet, so träumt euer Herz von dem Lenze.
Trauet euren Träumen, denn das Tor der Ewigkeit ist darin verborgen.
Eure Furcht vor dem Tode ist nur das Zittern des Hir­ten, so er stehet vor dem König, dessen Hand sich als Zeichen des Wohlwollens auf ihn legt.
Ist der Hirt unter seinem Zittern nicht der Freude voll, daß er das Zeichen des Königs tragen darf?
Und dennoch, ist er sich nicht weit mehr seines Zitterns bewußt?
Denn was bedeutet Sterben anders als nackt im Winde stehn und in der Sonne zerfließen? Und was bedeutet das Stocken des Atems anders als dessen Befreiung- aus den rastlosen Fluten, auf daß er sich erhebe und entfalte und Gott suche, unbeschwert?
Erst so ihr trinket aus dem Flusse des Schweigens, werdet ihr wahrhaft singen.
Und erst so ihr den Gipfel des Berges erklommen, wer­det ihr anfangen zu steigen.
Und erst, so die Erde ihren Anspruch erhoben auf eure Gliedmaßen, werdet ihr wahrhaft tanzen."
Quelle: Khalil Gibran, Der Prophet - Wegweiser zu einem sinnvollen Leben, 
Walter Verlag (1974), Kapitel 23 'Vom Tod', Seite 59-60

Lernen wir also das Leben, nicht das Sterben.
Weitere Ausführungen von Khali Gibran in anderer Sprache findet man hier: 1095.


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2 Kommentare :

  1. Spuren im Sand verwehen - Spuren im Herzen bleiben! Ganz ehrlich: Ich kannte diesen Spruch bisher nicht. Er gefällt mir. Trauer zulassen, ihr Raum geben - auch das ist wichtig und dann loslassen. Das ist wohl der schwierigste Teil. Ich las einmal die Vermutung, dass wir deshalb trauern, weil wir genau um den Ort wüssten, wo sich der Verstorbene nach seinem Tod aufhalten darf und deshalb traurig sind, weil wir diesen Zustand und diesen Ort noch nicht erreicht hätten. In jedem Fall ist Trauer natürlich und wichtig und braucht seine Zeit. LG Martina

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    1. Das ist ja wirklich eine zauberhafte Vermutung; allerdings könnte man heute fast glücklich sein, dass sie nicht jeder kennt. Die Selbstmordrate würde enorm steigen. Die Natürlichkeit der Trauer liegt am Umstand, dass des Menschen Leib vergänglich ist, was kein Vorwurf an den Schöpfer sein kann. Trauer kann auch wegen anderer Dinge eintreten, dafür muss nicht mal jemand sterben. Den Umgang indes, also mit dem Ableben der körperlichen Hülle - und mit all den Ritualen, etc. -, kann man nur dem Menschen vorwerfen. Es ist seltsam, wie wir tote Gefässe für unser Fortleben nutzen. Aber ich will nicht schwätzen. Das wäre eine andere Baustelle, denn eben dort findet man Nägel und Hämmer und dergleichen totes Material. Gegenstände, die wir nutzen, um schöpferisch zu werden. Eine sehr seltsame Kunst. Aber wie gesagt, das steht auf einen anderen Blatt. ^^

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