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Freiheit² stirbt mit Sicherheit?

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UnNatur (Pt. 12)



Gehen wir chronologisch zurück. Es gab unter diesem Slogan Ende Mai (2015) eine Demo in Frankfurt, ein Lied von Krankheitsbild (2014) und es wurde 2001 ein Buch mit jenem Titel publiziert. Irgendjemand hat die 4 Wörter auch den guten Kurt Tucholsky untergejubelt. Manch anderer zieht die Quelle aus einem ehemaligen Sätzchen von Benjamin Franklin ("Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren"). Sterben wird der Spruch wohl nicht, denn schon Mitte Dezember ist (evtl. mal wieder) eine Vorlesung in einer Uni angedacht. Und bei alldem haben doch alle was gemein - den Blickwinkel.

Ich bin da lieber fern von, denn alles was die Masse erregt interessiert mich nicht [deswegen habe ich meine Kurzrecherche-Ergebnisse eben auch nicht verlinkt]. Ich mag mich an jenen Bildern nicht beteiligen, von denen Umrisse skizziert werden. Wenn man seine Energie dafür hergibt, sich mit negativen Umständen zu beschäftigen, wird man unwillkürlich diese fördern. Es gibt nur eine Möglichkeit dem entgegenzutreten. Man dreht sich um und hört weg. Das klingt unsinnig? Nun ja, ich würde dazu gerne mal Herrn Thomas Mann befragen. Ihm geschah es bei seiner historischen Rede am 18. Oktober 1930 im Beethoven-Saal zu Berlin nämlich so oder ähnlich. Die Örtlichkeit war mitunter gut gefühlt von in Zivil gekleideten Anhängern der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung (ich denke, ich brauche das hier nicht weiter im Detail ausführen). Deren Anwesenheit galt dem Zweck seinen Appell an die Vernunft zu stören. Selbstredend wurden sie entfernt, aber erst dann, als sich alle Anwesenden von ihren Stühlen erhoben und mit dem Rücken zum Sprecher (Thomas Mann) stellten. Diese Geste - wir stehen vor (und für) dem Redner (ein) - war erfolgreich, die Radaumacher wurden unverzüglich dem Saal verwiesen. Jenes Beispiel aus der Geschichte zeigt auf, was mal alles in ein Bild skizzieren kann, wenn ich davon rede, sich 'umzudrehen'.

Die oben abfotografierte Schmiererei entdeckte ich vor ein paar Tagen an einer Wand eines Discounters. Bis zu jenem Zeitpunkt war ich frei von allen befangenen Gedanken zu dem Sätzlein. Und eigentlich tatsächlich bin ich es - trotz Recherche im Internet - weiterhin. Es ist nur ein Satz, egal welches politische Extrem in einer Gesellschaft unter oligarchisch geführter Demokratie ihn für sich und deren Gunsten sowie dem eigenen Verständnis auffasst. Mir [nicht für mich] gilt nach wie vor die grundlegende Aussage. Dafür muss man sich erst mal im Klaren sein, nicht das in sich aufzunehmen, was gemeinhin unter jenen Hauptwörtern 'Freiheit' und 'Sicherheit' verstanden wird. Dafür hat man sich innerlich frei zu machen, um zu erkennen, was Freiheit ist und um die Sicherheit zu bekommen, ja zu wissen, was unter 'sicher' zu verstehen ist. Vorher hat der Satz eine doppeldeutige Aussage, die absolut ungenügend ist. Man könnte sich beispielsweise (halb-frei) darüber Gedanken machen, was damit ausgedrückt werden möchte. Stirbt 'die' Freiheit mit 'der' Sicherheit oder stirbt Freiheit in jedem Fall? Denn die Hauptaussage ist ja: "Freiheit stirbt." Verquert man es, so deutet sich daraus, dass die Freiheit erst mit der Sicherheit aufkommt, und demnach sowieso dem Sterben ausgesetzt ist. Und wo ist man dann? Bei einem Widerspruch vielleicht?    
Hier kommt man ins Philosophieren, sofern der Kern der Freiheit und der Sicherheit bekannt sind. Kann Freiheit überhaupt in einer Welt existieren, in der Menschen in Strukturgemeinschaften leben, an deren Spitze Führer avancieren, die durch ihre Strukturen Sicherheit vorgaukeln? Die Antwort ist sehr leicht zu erkennen und trägt ein Wort: nein. Im Außen der umgegebenen Kleinvölkerei kann niemand grenzenlos frei sein, und Sicherheit ist darin ergo nur eine Illusion. Sind die an die Wand gesprühten Gedanken also aus dieser Grundhaltung entstanden, so sind sie weiterhin doppeldeutig. "Hier stirbt die Freiheit, denn uns wird Sicherheit gegeben, die uns einschränkt, uns vom Freiheitsempfinden loslöst." Anders gesagt: "Wir hatten nie Freiheit. Sicherheit dient nur dazu, dass wir unter den gegebenen Umständen denken, wir wären frei in dieser geschaffenen irdischen Existenz." Somit hätte ein Benjamin Franklin auch nicht Recht, denn man hat schon beides verloren - Freiheit und Sicherheit. 

Dass ich diese Worte schreiben und veröffentlichen kann, liegt daran, dass wir dennoch in einer Freiheit leben, einer gedanklichen. Sicher kann man sich dabei nur sein, wenn man weiß, von was man redet/schreibt. So kann der Spruch "Sicher ist nur das Amen in der Kirche" auch nur dann wahr sein, wenn man selbst der Prediger ist, dem es innerlich wie äußerlich frei steht, ob er jenes Wort 'Amen' auch in seinem Mund nimmt. 

Ich habe den Blogpost mit zwei Collagen von mir dekoriert, wie ich es vor einem Jahr bei ähnlicher Gelegenheit tat. Heute genoss ich wie damals die Freiheit und die Sicherheit gleichsam. Freiheit, die zum äußeren Ausdruck wurde und darin bestand mir mal wieder eine Art Gesichtsbehaarung wachsen zu lassen; Sicherheit gewann ich gleich mit dem Wissen, dass ich mit Beginn des neuen Monats Dezember den Bartschmuck wieder entfernen würde.
'MOVe out off NovEMBER' - Frei nach Sicherheit und sicherlich frei: 1 x im Jahr bin auch ich ein Fashion-Blogger, der stirbt ehe er wiedergeboren wird (, denn Sterben deutet immer einen Neubeginn an).

PS: Das wichtigste Wort im Spruch ist übrigens die Präposition ['mit'], denn die Nomen sind vorgegeben, das Substantiv ['stirbt'] ist nur mit einem Synonym austauschbar. Ohne 'mit' wären wir bei "Freiheit stirbt Sicherheit" bzw. gekürzt bei zwei Exklamativen: "Freiheit stirbt" und "Sicherheit"; wahlweise auch umgekehrt ("Freiheit" und "Stirbt Sicherheit", letzteres ist dann interrogativ). Ich glaube an dieser Stelle merkt jeder, wie negativ konjugiert das Sprüchlein ist, egal wie man es dreht und wendet. Der Sinn geht darunter verloren. Meine Explanation ist beendet, mein Prädikat lautet: 'wertlos'.


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2 Kommentare :

  1. Ich bin dir und deinen Gedanken gerne gefolgt - denn die Freiheit dazu habe ich! --- Der Satz ist doppeldeutig - so ist es. Aber ist es nicht so, dass man dort, wo man zu sehr auf Sicherheit achtet, ein bisschen Freiheit verliert? LG Martina

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    1. Genau so ist es. Ich habe hier keine Aussage groß hervorgehoben. Freiheit und Sicherheit beißen sich eben. Freiheit ist ein grundlegendes Element, Sicherheit ein geschaffenes. Alles natürlich (bei mir) unter der Prämisse und dem Blickwinkel der Ursprünglichkeit. Daher passt mein Geschreibsel ganz gut unter das 'Label UnNatur'.

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