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Die Welt in stoischer Ruhe (Teil 1)

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PerChaTem (Pt. 6a)
(Teil 1 von 2)

"Unter den Platonikern war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen (Peripatetiker, Stoiker, Epikureer) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten habe"
Johannes Haussleiter (Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 245–272)


Erschreckend verwegen, aber für meinen Traum einer gänzlich stoistischen Welt nicht von Bedeutung. Ich möchte für das Gedankenexperiment folgenden Podcast voraussschicken:
Die Lebenskunst der Stoa aus der Reihe radioWissen am Nachmittag (Bayern 2, 22.03.2013 von 15:05-16:00 Uhr) von Michael Conradt *1
Wer lieber das ganze liest ist hier ganz gut aufgehoben:
http://www.philosophie-der-stoa.de/

Zu meiner Person nebenbei die Randinformation, dass ich nach dieser Philosophie nun schon seit mehr als 5 Jahren bewusst, beabsichtigt und "erfolgreich" lebe, im Grunde meines Herzens und sozusagen unterbewusst jedoch schon mindestens seit 17 Jahren. Dieser Text sollte daher nicht als ein paar Buchstaben eines Laienhaften angesehen werden.

Ich wäre ein schlechter Stoiker, würde ich nicht die 3 Grundpfeiler dieser Lehre einfach veranschaulichen - und zwar genauso wie ich sie sehe und lebe, nicht wie sie in eher publizistischen Kreisen mit unter dargestellt wird.



1. physica

Ein Stoiker sieht die Naturlehre unter zwei Gesichtspunkten: dem Materiellen sowie zu gleichen Teilen dem Immateriellen. Ganzheitliches Ziel ist es durch Beobachtungen das Materielle zu erkennen und mit sich als Individiuum zu harmonisieren.
Das ist leicht forumuliert, bedarf aber mit unter einer wahrlich guten Beherrschung seiner selbst sowohl der Fähigkeit sich der Vorhersehung zu unterwerfen und sie zu akzeptieren, wie sie ist. Seneca hat dazu folgende bewegende Zeilen aus der Verbannung in Korsika seiner Mutter geschrieben:

"Lass dir sagen, wie du dir mich vorstellen sollst: ich bin fröhlich und lebhaft, als sei alles zum Besten. Es ist ja auch alles zum Besten, da mein Verstand von jeder mühevollen Beschäftigung entlastet ist, für eigene Arbeiten Zeit hat und sich manchmal an leichteren Studien erfreut, manchmal zur philosophischen Betrachtung seines eigenen Wesens und der Beschaffenheit der Welt sich erhebt." *2
Denn nur so und nicht anders kann er (der Mensch) zu dem eigentlichen (zweiten) Ziel kommen.

2. lógos

Zu Sinn und Vernunft als Teil der Logik kommt noch das sprachliches Kalkül dazu, das durch Dialektik und Rhetorik geschult wird, wobei ersteres mehr Aussagekraft hat.
Nur wer zu solch einer geistlichen Wahrnehmung der Dinge gelangt, wird Teil diese Logos sein, der von Gott beseelten Vernunft, dem ein jeder zuteil gemacht wurde und alle Menschen gleichsam miteinander verbindet und nicht entfremdet.
Diese Logik zieht ergo daraufhin aus, ob etwas richtig oder falsch ist. Meine Person begegnet in unschlüssigen Momenten diesem immer recht pragmatisch. Kann ich mir etwas nicht vorstellen bzw. "erträumen" gilt es für mich als entfremdend und folglich nicht als Ideal dessen, was ursprünglich erdacht wurde. Oder noch ein klein wenig anders formuliert: diese Aussage ist nicht vom Aither beseelt und muss nicht weiter verfolgt werden. 

3. ethos

Apatheia [nicht Apathie - Teilnahmslosigkeit], Autarkie und Atraxie, nur durch diese 3 Bausteine kommt Mensch zur "stoischen Ruhe" und letztendlich zur Weisheit. Anders ausgedrückt (in meine Worte): "Lebe gleichsam gleichmütig und gelassen, genügsam, aber selbständig, so dass du emotional allem unerschüttertlich entgegenstehst, damit du aufgehst im Geist des Aithers."

Es ist das Endziel allen menschlichen Daseins. Und nur der mit Logos ausgefüllte, der sozusagen Vernünftige kann diese "Über-Harmonie" erreichen.
Das Problem eines Stoikers ist aber seine Unfähigkeit Dinge zu ändern oder zu erschaffen. Wiederum möchte ich hier Seneca zitieren, der das gut umschrieben hat:

"Der Weise bereut nie sein Tun, er ändert nie, was er getan hat, er wechselt nie seinen Entschluss."

Ein weiteres Problem wäre die Unmöglichkeit die er zu gehen hat, Menschen im Gleichnis zu bewerten, obgleich den alle des selben Ursprungs sind.

Meine Person hat sich dazu des von mir erdachten PerChaTem('s) bedient, der des Menschen Kosmos förmlich zerstückelt in 3 Teile, die da wären:
  • Körper: Hier ist das reine Lustempfinden widergespiegelt. In der heutigen Zeit setze ich das gleich in wie weit eine Person zu gehen vermag, um Anteil an der heutigen "Spaß- und Belustigungsgesellschaft" partizipierend teilzuhaben. Umso stärker ausgeprägt, umso schärfer meine persönliche Kritik.
  • Seele: Anhand der Kernfrage, in wie weit der Mensch über seinen eigenen Tellerrand hinwegsehen kann - sofern er den erwähnten Begierden des physischen Welt trotzte -, schlussfolgere ich auf seine aktuellen Seinszustand. Kann er seine getroffene Entscheidung reflektieren und kommt er darauf, dass diese zum Wohle auf dauerhafte Sicht seiner Selbst gar nötig war?
  • Vernunft kehrt dann ein, wenn er die Folgen erkennt und sie auch hinzunehmen vermag, ohne sich selbst dabei hart ins Gericht zu nehmen. Ist er fähig zu vorausschauenden Taten und/oder vermag er nicht sich dem hinzugeben, was für ihn bestimmt ist, so sehr es auch seinem gängigen Weltbild widerspricht?
Von mir selbst kann ich sagen, dass die Wege schwer sind, aber nicht nur nötig, sondern auch dienlich für das Fortschreiten zu dem hin, was der Gesinnung nach zu dem führen wird, was Aristotels so trefflich aus dem Altgriechischem Terminus "Eudaimonie" als vollkommendes und selbstgenügsame Endziel allen Handels in seine Ethiklehre ausrief.


Ohne weiterer Worte schliesse ich mit fast zynistischem Wortwerk:

"Du kannst nicht im Schreiben und Lesen unterrichten, wenn du es nicht selber kannst; viel weniger lehren, wie man recht leben soll, wenn du es nicht selber tust.“
Marcus Aurelius (Selbstbetrachtungen, XI 29) *3
_____________________________________________________________________________

Quellangaben / weiterführende Links:

*1 http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/ethik-und-philosophie/ethik-stoa
*2 http://de.wikipedia.org/wiki/Seneca#Trostschriften_aus_der_korsischen_Verbannung
*3 http://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Aurel#Philosophische_Orientierung

Hinweisender interner Verweis / FAQs: Teil 2 hier


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