Prosaischer Reflexionserguss - Höllenwoche

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Reflexion (Pt. 8)


Die Urlaubszeit ist den Bürgerlichen liebste. Die Sesshaftigkeit wird temporär aufgegeben, die Heimat hinter sich gelassen. Kein Ort scheint unerreichbar. Umso ferner und wesensungleicher, desto vereinbarer mit dem befremdlichen Vorstellungen eines kurzatmig Reisenden, dessen Weg zum scheindomizilen Platz nicht das Ziel ist. Trieblose Treibgründe einer unkulturellen Ausprägung nahezu anti-holistischer Bipeden. 
Als Teil dieser zeitgeschichtlichen Epoche ohne Mehrwert - in alle Richtungen - bin ich der Sache überdrüssig. Tatsächlich betrachte ich mich als Be-obacht-er, auf seltsamste Weise neugierig erregt, desinteressiert beim Spiegel des Einheitswahns, fasziniert beim Blick durch das Glas, hinter dem sich das detailverliebte Nebensächliche in allen Quarks und Atome versinnbildlicht.

In einer gefühlt-erlebten Höllenwoche war ich weit vom Desinteresse entfernt, was immer nichts Gutes herbeiführen kann. In diesen Irrwegen der dualistischen Welt rufe selbst ich Worte in den Raum - und manifestiere sie! -, die nur deshalb existieren, weil ihnen das fehlt, was das oftmals falsch-benannte Gegenteil darstellt. Das nun folgende Beispiel ist gleichsam der Rufschrei.
Die Abwesenheit von Liebe ist... Hass! Normal entsteht in unserer Welt der Hass tatsächlich häufig, da eines unserer gesellschaftlich höchsten Kredos auf Anpassung beruht und dabei die Eigenverantwortung derart negiert, das zwangsläufig nur eines hervorgerufen werden kann: eine hohes Pflichtbewusstsein und kaum/wenig Tiefgang. Und ohne einen inneren Schwerpunkt, einem Nährböden im eigenen Sein, ist der Mensch schnell in einem Trudel befangen und verstrickt, der stimulationsgebunden ist. Unabhängig davon wieder zurück zum Text - ja, auch ich kann hassen wollen, wenn ich oberflächlich nichts Liebevolles um mich herum erkenne (= negativer Stimulus) oder vermag es mir idealistisch vorzustellen (= verschobenes Weltbild). Die Blende wird ergo abgenommen und ohne Dunkelglas schaue ich in die Abgründe menschlicher Behausungen in Betonansiedlungen, deren blanke Existenz ich mir nicht mal in einem futuristischen Albtraum wünschen würde. Doch so sehr ich ihre Anwesenheit negieren möchte, es kommt der Tag an dem selbst ich nicht mehr meine Augen von der Realität einer degenerativ dahinvegetierenden Zivilisation verschließen kann, ist sie doch tatsächlich ganz nah, sogar in jener Reflexion, in der diese semi-prosaischen Zeilen folgen - "nah" wohlgemerkt in Form von einer Unweite, die so manifest ist, dass ich sie schon in 2 Tagen Fußmarsch erreichen könnte, was ich niemals wollen würde. 
Ich hasse also - auch und ganz speziell eben jene Bollwerke der menschlichen Zivilisation, die man gemeinhin mit einem Wort benennt: Großstädte. 

Der Dreh- und Angelpunkt meiner Welt bin ich selbst, doch mit jenem vermittelten und nicht näher umrissenen Grund-Hass-Verständnis zu Metropolregionen aller Art bin ich sicherlich nicht der einzige Erdenbürger, der so oder ähnliche (Bilder-)Gedanken aufbringt- und im Vorfeld wirft. Trotzdem bin ich im Blickwinkel meiner eigenen inneren Kreisläufe in subtiler Weise freudigst überrascht, wenn ich durch meine gefühlskalten Schilderungen in Erfahrung bringe, dass selbst der kosmopolitischste Freund in meinen Reihen innere Reifungsvorbereitungen für unalltägliche Besuche in Großstädten bedarf. Gut möglich aus anderen Motivationsgründen als ich, und dennoch so erwähnenswert, dass ich jenen Menschen sogleich in wilder Telegrammart zitiere, wie hier in Bezug auf (s)eine Reise gen (unserer) Bundeshauptstadt:
Moloch-Wasserkopf der Republik --- Stadtneurotiker gehen mir auf den Senkel --- hipper Nadel der Welt.
Mache sich jeder seine eigenen Bilder dazu, mir gingen sie bislang nicht aus dem Kopf, was sich auch nicht mit dieser Niederschrift ändern wird.  

Unabhängig von Großstädten, gibt es Orte die ich aufgrund ihrer Grundschwingung - Vorsicht: harte Tobak-Exoterik ruft still im Hinterkopfwald der Neurotypischen! - uneingeschränkt, aber nicht unbedacht/-befühlt, hasse. Ja, ich hasse sie - weil ich es will! -, die Steinstädte an sich mit ihren Gebilden wider der Natur und die dort lebenden seelenteilende Bioroboter bessere Qualität in ihrer Quantität des Seins. Grusselig ist kein Wort dafür - es gibt überhaupt keines in dieser Sprache, dass es zum Ausdruck bringt; ich müsste viele gebrauchen, bin es aber leid. Und trotzdem - oder gerade deswegen - verspüre ich so viel Mitleid und gleichzeitig so wenig was mir meine 2-Seelen-Empathie aus Überzeugung hergibt. Sie tun mir einfach Leid, diese Kreaturen, die mit mir die Weltenergie teilen, die niemals mehr oder weniger war, doch sich aktuell so anfühlt, als ob sie erstmals an ihren Siedepunkt steht, metaphorisch betrachtet steht uns das Wasser nicht bis zum Hals, sondern ist überhaupt nur noch rinnsalhaft vorhanden. Der Pegel pfercht schon lange in einer Wüste und fällt bald um, doch keiner will es wahrhaben - so mein bescheidenes Empfinden. 

Da ich Prosa-Geschreibsel genauso hasse wie Städte (sic!) mache ich meinen Eintrag kurz und komme zwecks Verständnis der Überschrift wegen [vong Überschrift her] prägnant zum Punkt, nicht ohne für mich die Randbemerkung zu wahren und schriftlich zu erwähnen, dass ich durchaus gewillt sein sollte mich der Prosa literarisch in aller Konsequenz einmal zu stellen, auch wenn solche Texte dann eine hohes Maß an Willensstärke und Durchhaltevermögen für mich und letztendlich der geneigten Leserschaft einfordern würden.
Zum Punkt: Eine Höllenwoche war es für mich, nicht nur wegen eines Besuches der so verhassten mittelfränkischen Hauptstadt ohne Landessitz, sondern auch aufgrund zahlreich anderer und nebensächlicher Notwendigkeiten, die mich stets dazu veranlassten meine kleine Welt exorbitant zu vergrößern + zu verlassen. Ohne Detaileinblicke geht es Frau Hund, der Namensgeberin des Blog(e)s, jetzt in ihren baldigen Anfängen des 12. Lebensjahres wieder gut, obgleich es ihr vorher nicht unbedingt schlecht erging. Warzen an Augen, die nach innen wachsen und auf die Hornhaut drücken sind für leidensfähige Geschöpfe dennoch grenzwertig. Das Anthropozän bringt auch Gutes mit sich, wenn man nach epikureischen Philosophien die Gangart vorschwebt- und lebt, was eine spaß- und lustgewinnherrschende Gesellschaft mehr antreibt als das schnöde Wirtschaftswachstum. Mein persönlicher Nachteil liegt eben an den Ballungsräumen, wo sich Fachmediziner gerne niederlassen. Ein Schnitt und ein wenig Laserstrahl eines Tieraugenspezialisten vermögen Wunderwirkungen und ein tiefes Gefühl des Gutbefindens im Halter des Tieres auszulösen, welches diese Operation auf sich nehmen musste - ungefragt wohlgemerkt! -, um eben jene befreiende Sichtweise zu bewirken, die das eigene Schneckenhaus wieder mit Tiefgang hell erleuchtete. Blindheit wäre ein zu teures Übel in jener Menschenwelt, auch für einen Hund, obgleich es solche geben soll; gleich hier in meiner unmittelbaren Nachbarschaft sind derer sogar zwei: #1 ist stockblind und #2 besitzt nur ein funktionales Auge. Dennoch sind beide Rüden mit allerlei Sinnempfinden ein Anteilsnehmer im Leben ihrer Zweibeinerhalter. Habe ich mir (mich? - Frankenfehler!) jetzt selbst widersprochen?
Wie auch immer, mindestens zwei triviale Erwähnungen wären da noch, die ich jetzt in nur einem Satz andeute: Jährliche Regelbesuche beim Dentist (- ich liebe den Trinkgenuss von Kaffee mit Röhrchen -) und der Winterautoreifenwechsel (- diesmal bei 15 Grad im Schatten -) waren ebenso im Pflichtprogramm wie alle anderen ungenannten Dinge, die mir eine vermeintliche Entspannungswoche ohne entschädigende Zeitverrechnungstätigkeit in unselbständiger Arbeit vorgaukelten. Man darf nicht sagen, ich hätte es nicht gewusst. Alles geschah leider sehr bewusst. Ich wurde Opfer meiner eigenen Entscheidungen und kann nach auslaugenden Tagen der Verspannung nun sichtlich stark berührt und beflügelt wieder zu meinem inneren Alltagstrott zurückkehren, den ich mir selbst vor Jahren so aufgebürdet hatte - und das nicht erst seit einer (/dieser Höllen-)Woche.
Möglicherweise Sicherlich komme ich mal wieder an solche (oder ähnliche) äußeren Orte, dann hoffentlich mit einer anderen inneren Gesinnung. 

Postskriptum: Ich hatte übrigens zutiefst versagt in Bezug auf den so innig geliebten MOVEmber-Monat. 63 Stunden vor diesem Eintrag entfernte ich meinen Dreiwochenbart mit 5 (!) Einwegrasierern ohne ein Bild davon zu machen, dafür mit 3 Hautschnitten und der Erkenntnis, dass es ohne Schambehaarung im Gesicht tatsächlich gefühlt einige Grad kälter ist. 


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