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Über- oder bedenkenswert (Pt. 25)


Bald ist es wieder soweit. Ich rasiere mich. Komplett. Endlich. Nach 30 Tagen. Der Movember ist vorbei und gleichsam beginnt auch der 1. Advent. Gestern bekam ich noch ein Kompliment, dass dieser Bart mir stehe usw. Wortlaut, keine Ahnung, ich hatte schon abgeschaltet. Denn innerlich - gefühlsmäßig - habe ich heute schon keinen mehr. Die tägliche Rasur nervte, allerdings kann ich jetzt in Partnerschaften lebende Männer verstehen, die sich dessen aufgrund von Wünschen des Partners hingeben, vielleicht auch 2-malig binnen 24 Stunden. Ich hatte auch mal so eine Muse. Das nervte ungemein. Deswegen "hatte". Nein, Spaß! 
Ich kann mich jetzt aber auch gut in Bartträger hineinversetzen. Das ist echt nicht einfach. So Zeugs im Gesicht beansprucht schon eine gewisse Zeit der Aufmerksamkeit. Meine Hochachtung, für mich ist das aber nix, außer eine Hingabe mit purer Zeitverschwendung. Und mehr Worte schreibe ich dazu auch nicht, denn der Blogpost hat neben diesen Anreißer noch ein weiteres Thema. 

Ich habe die Überschrift zu erklären. Sie hätte auch die folgenden Zahlenkombinationen haben können: Klein a) 01777286902 oder klein b) 016999366036. Die Erklärung scheint auf der Hand zu liegen und das dazugehörige Gerät bei dessen Nutzung in aller Regel in eben dieser. Klein a) war meine erste Mobilfunknummer, klein b) mein überhaupt erster Versuch "außerorts" erreichbar zu sein (Pagerdienst Scall). Klein a), klein b) und der Titel haben eines gemein: Sie sind Geschichte. Und da ist noch mehr! Ich weiß nicht, seit wann sie Geschichte sind. Klein b) muss endgültig irgendwann 2009 abgeschaltet worden sein, klein a) gab ich wohl zwischen Mai und September 2000 auf ... tja, und der Titel, ja, das ist jetzt noch gar nicht so lange her als besagte Nummer gelöscht wurde. Vielleicht eine Woche? Vielleicht schon früher. Mein Tipp: 15.11.2019. Dieses Datum ist momentan aktuell, aber bald schon genauso irrelevant wie die anderen Daten, selbst für mich, denn für alle anderen war und wird es das überhaupt nicht und niemals sein - relevant. Der Löschgrund dagegen ist meiner Ansicht nach nicht fair; berechtigt vielleicht bestimmt, aber die Vorgehensweise sei allemal moralisch hinterfragbar. Und genau hier fängt mein Hebel an, der keine Wirkung hat, weil er niemals eingesetzt werden wird. Ein Umdenken der aufgeteilten Semi-Monopolisten der Telekommunikation ist für alle Zukunft nicht in Sicht. 

Wer jetzt erst anfängt zu lesen, der tut gut daran und damit. Alles davor Geschriebene kann weggewischt werden wie ein Bild auf einem Smartphone. Begleitet mich also auf eine kleine Zeitspannen-Rechenaufgabe.
Die Situation: Ein Mensch kauft sich eine Prepaid-Karte am 15.11.2000 und benutzt sie bis zum 17.08.2019 (rein privat). Die Frage: Wie lange hatte er wohl die gleiche Telefonnummer, wenn er niemals Änderungen an ihr vornahm (Enddatum inklusive)?
Keine Sorge, niemand muss rechnen. Die Antwort liefere ich selbst nach dem Doppelpunkt: 6850 Tage oder 18 Jahre, 9 Monate und 3 Tage bzw. 225 Monate und 3 Tage.
Soweit, so gut, ein netter Mensch. Er achtet auf seine Nummern, könnte man meinen. Man könnte aber auch behaupten, er ginge nach einer solch langen Zeitperiode der Nutzung recht fahrlässig mit Nummern um. Auch das könnte man meinen. Bei beiden Ansichtsweisen gibt es einen gemeinsamen Nenner, nennen wir es/ihn ein Faktum: Dieser Mensch hatte sehr lange die gleiche Nummer [in seiner Leihe], weil er immer brav dafür Sorge trug seinen Pflichten nachzukommen, die ihm das Recht gaben, die Nummer zu nutzen. Warum oder wieso er es irgendwann unterließ, wäre daher eine Frage wert. Aber was wäre, wenn niemand diese Frage stellen würde? Wenn nun alle Menschen keinerlei Fragen stellen würden und jene nur unausgesprochen voraussetzten, dann gäbe es nur eine Lösung: Warten auf (ein) Antworten. [sic!] Doch wie lange wartet man? Wie oder an was kann man eine Wartezeit bemessen oder festlegen? Wann ist der Moment gekommen, wo man davon ausgehen kann, dass auf die nicht-gestellte, aber weiterhin offen im Raum stehende Frage, keine Antwort mehr kommen wird?
Gehen wir diese philosophische und zu tiefst menschliche Sache mal auf ein Einfaches reduziert an. Stellen wir uns dazu Folgendes vor:

Ein Mensch leiht sich von einer Person einen Stift aus. Der Verleiher sagt zum Leihenden: Du kannst ihn solange behalten, wie du ihn nutzt. Das Schreibutensil wird am gleichen Tag gebraucht, aber danach überhaupt nicht mehr. Das offensichtliche Nutzen besteht nur noch darin, dass das Gerät von nicht genauer definierten Orten - A und/nach B - transportiert wird, um am Ende wieder beim Ausgangspunkt C - dem Verleihungsort -, anzukommen. Der Beobachter des, für ihn, Offensichtlichen ist der Verleiher. Da sein Augenmerk lediglich auf dem Punkt C liegt, geht er davon aus, dass eine effektive Nutzung des Stiftes vom Leihenden nicht mehr vorgenommen wird. Das kann stimmen, muss es aber nicht. Der Verleiher könnte das spielend einfach herausfinden, auch ohne zu fragen, was ungemein wichtig wäre, denn vielleicht wird ja der Stift doch noch irgendwie benutzt, z. B. von anderen Menschen, die dem Leihenden nahestehen? Oder möglicherweise betrachten Außenstehende, wie der Leihende den Stift in der Hand führt, ohne damit zu schreiben, zu zeichnen oder zu malen.  Das sind durchaus begründete Annahmen. Man könnte ergo mal fragen, aber man macht es in unserer fiktiven Welt nicht. Entweder das, also eine Welt gänzlich ohne Fragen, oder da ist nur jener Verleiher, der in dieser einsamen Nicht-Fragen-Blase existiert. So oder so, es wird nicht gefragt, aber es wird auf Antworten gewartet. Ja, wie geht das denn? Guter Einwand. Fiktionen dürfen Fragen allerdings offen lassen.
Wie auch immer, der Verleiher erweist sich als eine geduldige Person. Er wartet genau 3 Monate (90 Tage). Danach geht er davon aus, dass keine Antwort mehr kommen mag. Seine nächste Handlung ist die Erlaubnis der Nutzung dem Leihenden des Stiftes zu entziehen. Nun gehen wir ins Detail. Lassen wir den Stift einen Kugelschreiber sein. Der Verleiher hat nicht den ganzen Stift verliehen, sondern nur die darin befindliche Mine. Er hat aber gar keine Lust, die Mine einfach zu entnehmen. Er will sie nicht mehr. Er macht sie deswegen schlicht unbrauchbar. Damit hat der Leihende noch eine Mine in seinem Stift, die er allerdings nicht mehr zum Schreiben o. ä. benutzen kann. Und damit noch nicht genug! Alle anderen Menschen, die sie hätten benutzen können oder einen Gefallen daran fanden, wie sie der Leihende gebrauchte, können das auch nicht mehr. Schade. Was bleibt ist keine Frage. Es bleibt keine Antwort. Frage und Antwort haben ihre Existenz verloren. Will der Leihende jetzt dennoch dieses stille Gesetz brechen, um zu einer Antwort anzusetzen, so schaltet der Verleihende gekonnt auf Durchzug. Für ihn ist das Thema vom Tisch. Weil die Frage nicht mehr aktuell ist, kann es auch keine Antwort (mehr) geben. Diese Frage gab es niemals. Und wenn es keine Frage gibt, so gibt es auch keine Antwort. 
Ändern wir das Szenario ein wenig. Der Leihende nutzt am (Verleihungs-)Ort - C - 6850 Tage den Stift bzw. dessen Mine. Danach tut er es nicht mehr. Der Verleiher ist eine ungeduldige Person. Er wartet genau 3 Monate. Danach macht er die Mine unbrauchbar. Hypothetisch betrachtet ist eine emotionale Reaktion auf so eine Tat, durch den Verleiher, vom Leihenden mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Realistisch betrachtet ist aber auch keine Reaktion auf so eine Aktion, durch den Leihenden, vom Verleiher zu erwarten. Warum? Weil das eine Welt ohne Fragen ist. Und weil die Frage nicht mehr aktuell ist, gibt es auch keine Antwort. Es gab diese Frage niemals. Und wenn es keine Frage gibt, ...
Betrachten wir die Ausgangslage - für Spaß - mal mathematisch. 1 Tag Nutzung ohne Antwort  90 Tage Wartezeit / 6850 Tage Nutzung ohne Antwort  616500 Tage Wartezeit. 

Die Hochrechnung ist natürlich Blödsinn, genau wie das gesamte, vereinfachte Beispiel. Einen Verleiher mit so einer "Engelsgeduld" findet man nicht unter den Sterbenden auf der Erde und auch nicht in einer Welt ohne Fragen bzw. einer Welt die Fragen voraussetzt, sie aber niemals laut stellt. Diese Welt ist eine "Umgekehrtwelt". Gibt es keine Antworten, gab es niemals Fragen. Das klingt so lange unlogisch, bis man es eben herumdreht: Gibt es keine Fragen, so gab es niemals Antworten. Oder positiviert: Gibt es Fragen, so gibt es Antworten. Aber was soll man einer fraglosen Welt für Antworten geben? Reicht vielleicht ein Zitat aus einem bekannten Kinderlied, einer Fernsehserie, aus? Vielleicht dieses hier, mit dem ich jetzt schließe:

Der, die, das –  wer, wie, was – wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt, bleibt dumm.
1000 Tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen.
Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen.*

Langes PS: In diesem Zusammenhang hätte ich tatsächlich eine Frage, die ich jedoch nicht stellen werde. Wenn ich sie aber stellen würde, so wäre mein "Ansprechpartner" bestimmt der Präsident der BNetzA, der mir sie sicherlich beantworten könnte. Ich denke nämlich, dass diese Person für die Änderungen (am 26.07.2016 zum 30.07.2016 [PDF]) des §111 des Telekommunikationsgesetzes Rechnung trug. Weil ich die Frage aber nicht stelle, verlinke ich einfach mal ein Video (YouTube). Die Kommentare darunter sind oftmals pure Meinungsäußerungen. Ich distanziere mich davon ausdrücklich. Lesen kann man sie dennoch, insbesondere evtl. [sic!] sollte da mal mein "Ansprechpartner" drüberschauen. Vielleicht belässt man es aber auch nur beim Video glotzen, dann aber bitte mit Ton und der gebührenden Aufmerksamkeit. Wer weiß, vielleicht bringt es was? Vor allem aber gilt: Was weiß ich schon? Ich bin ja nur ein Depp mit Movember-Bart, der vergessen hatte sein Handyguthaben aufzuladen. Das soll vorkommen, damit bin ich nicht allein. Shit happens.

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* Text: Volker Ludwig (Pseudonym, bürgerlicher Name: Eckart Hachfeld)


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