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Danaum fatale munus

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Über- oder bedenkenswert (Pt. 14) vom 27. Juli 2013
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"Wir quälen uns sowohl mit der Zukunft als auch mit der Vergangenheit."
(Lucius Annaeus Seneca, Sen.epist. 5,9 - 1564)


Gerade der Zitierte und sozusagen der Namensgeber des Thementitels [Klick] - es geht auch so um das Schenken -  hat einige Vermächtnisse hinterlassen. Die Bekanntesten und für die breite Masse zugänglichsten findet man z. B. in Zitaten wie derer Folgenden:

"Ein voller Bauch studiert nicht gern." [vulgo - 1433]
"Gegen den Strom rudern (schwimmern)." [Sen.epist.122,19 - 1425]
"Eine Hand wäscht die andere." [Sen.apocol.9,6 - 1392]
"Er hat weder Herz noch Kopf." [Sen.apocol.8,1  - 1375]
"Gleich und gleich gesellt sich gern." [Cic.sen.3,7 - 144]
"Nach dem Essen sollst du stehen oder tausend Schritte gehen." [vulgo - 1430]

Bezeichnenderweise habe ich keine Zuordnung auf den gängigen Zitatensammlungsseiten gefunden. Das soll ein Jeder aber für sich herausfinden.
Wer hofft, ich würde hier mal das Trojanische Pferd erwähnen, dessen Hoffnung schwillt mit jedem Buchstaben dieses Satzes ab und verschwindet gar gänzlich nach diesem Punkt.

Es geht nicht um verhängnisvolles Danaergeschenke, aber es geht in die Richtung. Denn ein Jeder von uns wird mal etwas erhalten haben, dass er weder gleich noch später irgendwie als nützlichen Gegenstand in welcher Form auch immer verwenden konnte, anders gesagt: ein unliebsames Geschenk, das man nur zu gerne weiterverschenken würde.

Aber - und das sollen die gedanklichen Vorgrabungen sein - was hindert uns denn daran so zu tun?
Oder vielmehr: was ist überhaupt ein Geschenk?
Fangen wir mit dem "oder vielmehr" an und überlegen, wo das Schenken anfängt. Vielleicht beim Wirt, der einem den letzten Schluck im Bierfass - bekannt im Oberfränkischen als "Schnitt" - vergünstigt oder gar umsonst einschenkt. Oder gehen wir zurück ins alte Rom, wo man sich Früchte oder Baumzweige am Neujahrstag schenkte, damit dem Zuwendenden Glück beschert wird für das bevorstehende Jahr.
So hoffe ich, dass dieser Text so mancher Aufmerksamkeit schenkt. Und jemand, der über Leben und Tod entscheiden kann - und das können wir alle jeden Tag - der schenkt wohl auch. Wer beteiligt ist am Entstehen und desweiteren von Leben, auch der schenkt. Ebenso wie der, der liebt oder vertraut.

Materielle Geschenke sind wohl nur dann eine nette Geste, wenn sie lecker schmeckten und ihren Zustand wechseln, offenkundlich im Menschenleib verschwinden. Ob sie nur mundeten oder auch gut waren erfährt man meist erst am Tag danach.
Immaterielle Geschenke dagegen haben ein breiteres Spektrum, wenn man nur mal an Eintrittskarten denkt, die zwar meist aus Papier bestehen, aber so geringfügig erscheinen, dass sie angerissen werden von denen die an Kassenhäuschen darauf achten, wer denn berechtigten Zugang hat. Aber auch sie sind eine Art von Roulettspiel, denn selbst wenn der Schenkende die richtige Veranstaltung wählte, kann man nicht sagen, ob er damit einen Volltreffer erzielte.
Dann doch lieber Papierscheinchen verschenken oder Karten mit einem Geldwert, wo der Beschenkte dann selbst sein "Schicksal" in die Hand nehmen kann?

Wie wäre es denn, wenn man das Geschenk mit jemanden teilt? Ist die Torte nix, leiden beide. Verliert der Sportverein betrübt es Beschenkten und den Schenker; positiv hingegen, der Letztere kann es wieder gut machen, z. B. bei einem Umtrunk, aber dann bitte beim Lokal des Vertrauens.


Und da kommen wir schon zum "aber", denn was ist, wenn der Schenker der Eintrittskarte z. B. am Tag der Aufführung verhindert ist und ein anderer auf seine Kosten kommt? Das mag ein Bekannter, Verwandter oder aber auch ein Wildfremder sein, dem der Beschenkte ein Teil seines Geschenkes zukommen lässt.
Ist das nicht schon ein Geschenk verschenken?

Situationen gedanklich zu schaffen, die so auch real eintreten ist nicht schwer. Ein kleines weiteres Beispiel wäre der Verlust einer Geldwertkarte durch den neuen Inhaber, den Beschenkten. Der Finder, wohl unbekannt, erfreut sich an seinem Glück und wurde - wenn auch nicht willentlich, sondern eher irrtümlich - beschenkt.

Das alles sind jetzt unglückliche Zufällen oder Umstände werden viele sagen. Ich allerdings frage mich, wie man auf so einen Schlußfolgerung denn kommen mag. Wer von uns entscheidet, was wem und inwieweit und überhaupt Glück oder ähnliches bringt? Wenn dem nämlich so wäre, dann gäbe es nur passende Geschenke. Wer einen Keller oder eine Rumpelkammer hat, de soll mal gucken gehen, ob es tatsächlich so ist. Vielleicht reicht aber auch ein Blick in die Vitrine?

Was um alles in der Welt hält uns "aber" nun davon ab materielle Gaben dort hin weiterzugeben, wo sie vielleicht nützlich wären? Und je nach Haltbarkeit der Gegenstände gilt ferner zu fragen, wann etwas weiterzuverschenken ist.
Ich kenne eine Person, die macht das ganz geschickt. Alles, was man mal geschenkt bekommen hat und man nicht selber braucht wird mit dem Namen des Verschenkers in einem Schrank verstaut und fristet dort erst mal seine Tage. Alles andere ereignet sich dann von selbst mit der Zeit.

Besser wäre aber Ehrlichkeit. Überreicht mr jemand etwas, wo ich gleich sagen kann, dass ich dies niemals gebrauchen öder nützen kann, dann sollte ich allen Schneid in den Mund nehmen und das auch höfflichst dem Schenker erklären. Oder aber auch gleich die Bestimmung des Geschenkes nahelegen. Wenn mir z. B. als Veganer jemand eine Wurst schenkt, werde ich dem Überreicher nicht verschweigen, dass diese mein Hund bekommt.
Und was machen, wenn man sich nicht sicher ist? Der Beschenkte ist z. B. ein bekennender Rotweintrinker und bekommt einen edlen Weißwein vorgesetzt. Auch hier wäre Ehrlichkeit die beste Wahl. Man kann das Geschenk entweder zurückweisen oder darauf hinweisen, dass man es doch mal mit - wie in diesem Beispiel - dem "Weißen" versuchen wird, gerne vielleicht bei einem gemeinsamen Abend mit dem Schenker. 
 
Ich bin mir sicher, es gibt zu diesem Thema schon viel Geschriebenes, aber gleichsam wage ich zu glauben, dass niemand der Textschreiberlinge sich getraut hätte zu sagen, dass die Geschenk"kultur" von heute einfach mal nur eine Unsitte darstellt, schlimmer noch das es zur Etikette gehört dem nachzukommen.
Viele sind sich nur dann bewusst zu schenken, wenn es eben um eine rein materielle Gaben geht. Aber eigentlich schenken wir doch jedem Tag mehrmals irgendetwas Irgendwem oder aber "nur" sich selbst ein wenig Zeit.

Leider kann ich nur Abhilfe geben mit dem, wie oder was ich denn oft mache: ich schenke mich, und weil es materiell sein soll auch mal auf einer (selbst gebastelten) Karte mit meist mehr als einem unsinnigen Trinkspruch darauf. Und dafür schenkte ich mir vorher Zeit. Und wenn diese mal ausbleibt, dann findet sich immer ein guter Tropfen oder was auch, zumindest immer treffend auf den (heißen) Stein.  


"In Zukunft bitte um nichts, was du nicht zu erhalten wünschst!"
(Lucius Annaeus Seneca, Sen.epist.95,1 - 1567)


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