UnNatur (Pt. 8)
"I'm ready to settle down"
Das o. g. Zitat ist aus einem Lied ("True Fine Love") von den Beatsticks, das ich nie gehört habe.
Vor ein paar Tagen habe ich allerdings hier mal einen Kommentar zum Themenpost "..lebe autark!" abgesetzt, denn ich für den Beginn mal selbstzitieren möchte:
"Vielleicht ein wenig quer gedacht: Autark leben, also in einem 'Raum der
Liebe', wo man aus seinem Garten alles bekommt, was man benötigt für
die 'Selbstversorgung', ist ein erster Schritt. Das klingt komisch, weil
jeder immer meint, es wäre der ultimative, der letzte. Nun ja, ich sehe
das als einen sehr guten Weg, aber, man muss auch philosophisch
entgegensprechen, wenn man bedenkt, dass mit dem Sesshaftwerden des
Menschen seine Probleme ihren Lauf genommen haben. Unter diesem
Gesichtspunkt bekommt der Gedanke an eine 'Obdachlosigkeit' eine ganz
andere Definition. Zurück zu den Wurzel heißt ergo eher ein Leben in der
Wanderschaft. Das wiederrum stellt sich wohl als schwerwiegend
praktisch realisierbar dar als das Verwurzeln an einem Ort, der alle
Bedürfnisse deckt. Aber selbst in unserer (von uns selbst) veränderten
'Unnatur' ist es aber nicht gänzlich unmöglich. Man braucht nur wie ein 'Beutetier' ein entsprechend 'größeres Revier'. ;-)"
Vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern ist eine Geschichte, die uns erzählt wird. Man kann das in Büchern oder im I-Net nachlesen oder von jemand gesagt bekommen, dem das auch nur irgendwann mal gesagt wurde. Ob und wie es passiert ist, und wie lange der Prozess gedauert hat - das alles spielt eigentlich keine Rolle, obwohl es wie immer sehr interessant erscheint; der einzige Fakt für mich wäre jedoch: es ist doch unnütz.
Aber schauen wir uns mal die Welt an, in der wir (heute) leben. Viel zu viele Menschen leben nach jenem Prinzip. Und doch sind die wenigsten von uns autark. So gut wie niemand lebt in einer Selbstversorgung, alleine oder in der Gemeinschaft. Es gibt sie aber, diese "schrägen Vögel", es gibt sie sogar zahlreich, aber in Summe ist ihr Anteil erschwindend gering. Und ganz ehrlich: das ist schade, aber auch diese Gedanken sind, jawohl: doch unnütz.
Den Karren anders herum aufgebockt folgen viele Fragen: Wer lebt heute überhaupt noch überwiegend "heimatbezogen"? Sind wir nicht alle ein wenig "Teilzeit-Nomaden"? Und ferner: sind wir nicht eigentlich durch unsere erzählten Geschichtsüberlieferung (der Menschheit von damals zum heute) geprägt worden durch Menschen, die nomadisch lebten? Und (- im Bezug dazu -) mit welchem Beispiel aus der Vergangenheit soll ich meine Fragestellung stützen, um sie zu bejahen?
Sind heutige Handlungsreisende, Vertreter und Außendienstmitarbeiter nicht das gleiche wie die damaligen reisenden Händler? Und besteht ein Zusammenhang zwischen Menschen, die wegen einer Fortbildungsmaßnahme viele Kilometer Reise auf sich nehmen und den reißenden Größen (aus welchen Milieu auch immer) von einst, als Räder zwar schon mit einer Achse verbunden waren, aber noch nicht mit Verbrennungsmotoren angetrieben wurden?
Urlaub war für einen Goethe - mit Pass - grundsätzlich nichts anderes als was es heute für uns ist.
Bei solchen Äußerungen könnte man mir ein wenig Verwirrung nachsprechen, wenn ich mich noch auf diesen Post zum Thema Urlaubsreisen beziehe. Aber sind wir nicht einem Irrglauben aufgesessen, wenn wir denken Nomaden ziehen immer nur in eine Himmelsrichtung und sehen Orte nur einmal in ihrem Leben? Oder wer pilgert einen Weg hin- wie rückzu auf dem gleichen Pfad, nur um wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen?
Mit der Gefahr, dass ich mich wiederhole: zwischendrin mal wieder ein kürzlicher Kommentar von mir, den man hier nachlesen kann:
"Ich bin ja sowieso der Meinung, dass der Mensch 2 schwerwiegende Fehler in seiner 'Evolution' - oder sagen wir beschriebenen Entwicklung - gemacht hat. Fehler #1: er erfand das Feuer / Fehler #2: er wurde sesshaft. Damit entstanden eigentlich sämtliche Probleme - oder sagen wir Gegebenheiten -, mit deren Ausmaß wir uns jetzt herumschlagen können.
Der Gedanke an ein Herumwandern ohne festen Sitz ist eigentlich gottgegeben, nicht die selbstversorgerische Autarkie mit festem Wohnsitz."
So und jetzt? Sollen wir alle Obdachlose werden und unter Brücken schlafen?
Wer das fragt, hat die Aussage aus dem Kommentar #1 nicht verstanden, weil Brücken gibt es nicht in der (unberührten) Natur. Biber bauen zwar Dämme, aber solche Konstruktionen baut nur der Mensch.
Also gut, und jetzt? Sollen wir im Dschungel rumlaufen, im Regenwald oder in der Wüste?
Nun, bei der Wüste stellt sich schon die Frage, in welcher. In der aus Sand oder in der aus Schnee und Eis. Beides sind allemal schlechte Ideen. Auch würde ich keinen urban-lebenden Menschen einen Umzug von heute auf morgen in den Dschungel vorschlagen. Und was mit der Lunge der Welt ist, kann ich nicht sagen, ich war noch nie da. Die Ideen sind auf jeden Fall gedankenlos, vergleichbar mit einer Überlegung, ob es denn klug wäre in einem Wildpark für Wölfe zu übernachten oder mal zu Prüfen, wie lange man im Sergenti-Nationalpark überleben kann.
Eines kann ich versichern: es gibt von mir hier keine brauchbare Antwort. Aber einen Vorschlag, von dem ich schon lange träume: eine Insel für mich alleine. Wo diese ist, weiß ich schon, werde ich aber nicht schreiben. Vielleicht habe ich sie auch schon gekauft? Wer weiß?
Enttäuscht? Ein Blogpost ohne Antwort? Ohne klarer Aussage? Gabs das hier schon mal? Gibts das hier überhaupt?
Nun, nein. Aber wenn oder wem es interessiert, dem sei das kleine Eigenzitat aus einer privaten Email dazu empfohlen. Es beantwortet die möglicherweise aufkommende Frage, warum ich noch nicht dort (also auf der erträumten oder realen Insel) bin.
"Wie gesagt, dass mit der Insel muss noch warten.
Gedacht ist, erst mal die Hunde 'auslaufen' zu lassen, die sind jetzt 7 und 6
und werden mir bis zu ihrem Lebensende ein Stützbein bleiben. Erst danach packe
ich 'die Koffer'. Ich hab mich dieser Verantwortung gestellt und werde sie auch
tragen.
Außerdem habe ich noch viel zu lernen bzgl. der
Natur. Ich bin da wie bei allem autodidaktisch dabei, allerdings sollte ich
einen Gang zulegen. Dafür dienen mir dann die Spaziergänge mit den Hunden in
kaum berührter Natur. Das ist die einzige Ausnahme, wo ich mal von mir behaupten
könnte, dass ich eher der Praktiker bin, als ein Theoretiker."
Anstelle eines klugen Spruchs am Schluß, gibt es heute ein Bild mit Spruch von dieser direkten Quelle.
Quelle: http://www.aphorismen-freun.de |