UnNatur (Pt. 13)
Wäre ich ein "PEGIDAist", so hätte ich für den heutigen Tag ja einen Rosenmontagszug veranstaltet, sowie gratis Anonymous-Masken verteilt. Denn während des karnevalistischen Treibens schleicht mich der Eindruck, als ob das Vermummungsverbot aufgehoben sei.
Gut, man könnte jetzt sagen, "ja es wird ja 'umgezogen', nicht 'herumgezogen'", und oberflächlich betrachtet scheint da was dran zu sein. Faschingsumzüge sind eben keine Demonstrationen ... oder etwa doch? Und wenn dem so sei, wer oder vielmehr gegen was wird da sich Luft gemacht?
Ich bin ja ein grundsätzlicher Typ, will sagen: ich gehe den Sachen gerne auf den Grund. Das tue ich schon lange. Wann genau, kann ich auch sagen: seitdem ich mich entsinnen kann. Lustigerweise führt mich die verquerte Frage zurück in eben jene Zeit [der ersten Erinnerungen], auf die ich heute zurückblicken werde.
Erschaffen wurde ich ja just und exakt einen Monat vor der kalendarischen Geburt des großen Gaius Octavius [nur ein paar Jahre später], den wir auch noch heute den Namen eines Monats schenken. Geboren wurde ich hingegen im Wonnemonat. Ich erzähle diesen Unsinn, um auf ein Datum hinauszulaufen, das eben in die Faschingszeit des Jahres 1983 fällt. Ich war ein Clown, also als so einer kostümiert. Seinerzeit hatte mein Heimatdörflein noch einen Umzug, der mehr oder weniger an der Grundschule und der angeschlossenen Turnhalle endete. An beiden Orten war es laut. In der Schulaula dank Knallerei, in der Turnhalle mit oder ohne musikalische Untermalung aufgrund zahlreicher Besucher. Dass ich solche lautstarken Ansammlungen durchweg hasse, spielt hier keine Rolle, obgleich es damals auch schon so war. Ich mache da nur eine Ausnahme: ich ertrage es, wenn ich derjenige bin, der die Macht hat lauter zu Brüllen als alle anderen. Später entdeckte ich, dass man das als DJ klasse hinbekommt, aber ich schweife ab.
Erschaffen wurde ich ja just und exakt einen Monat vor der kalendarischen Geburt des großen Gaius Octavius [nur ein paar Jahre später], den wir auch noch heute den Namen eines Monats schenken. Geboren wurde ich hingegen im Wonnemonat. Ich erzähle diesen Unsinn, um auf ein Datum hinauszulaufen, das eben in die Faschingszeit des Jahres 1983 fällt. Ich war ein Clown, also als so einer kostümiert. Seinerzeit hatte mein Heimatdörflein noch einen Umzug, der mehr oder weniger an der Grundschule und der angeschlossenen Turnhalle endete. An beiden Orten war es laut. In der Schulaula dank Knallerei, in der Turnhalle mit oder ohne musikalische Untermalung aufgrund zahlreicher Besucher. Dass ich solche lautstarken Ansammlungen durchweg hasse, spielt hier keine Rolle, obgleich es damals auch schon so war. Ich mache da nur eine Ausnahme: ich ertrage es, wenn ich derjenige bin, der die Macht hat lauter zu Brüllen als alle anderen. Später entdeckte ich, dass man das als DJ klasse hinbekommt, aber ich schweife ab.
Meine Frage auf den Weg dorthin [zur Schule/Halle], wurde mir leider nicht beantwortet. Es war kalt und es lag Schnee, und ich war mir durchaus im Klaren, dass das Vermummen des Körpers mit Hilfe von Kleidung mehr als nützlich erschien. Doch die Stofffetzen, die so gut wie alle trugen, kamen mir an diesen Tag äußerst suspekt vor. So fragte ich nach dem "Warum". Die Antwort beglückte mich wenig, sie lautete ungefähr so: "So ist das an Fasching. Man verkleidet sich." Den Hintergrund bekam ich nicht erklärt. Aber grundsätzlich war mir klar, dass man jeden Tag seinen Körper "ankleidet", besonders wenn es die äußere Witterung der Natur in den jeweiligen Gefilden abverlangt, will man nicht seinen menschlichen Körper jener Umstände aussetzen.
So wie der Schnee mich zwei Jahre später in die nächste Faschingszeit begleitete, so tat es auch meine Frage, die eben noch auf die Antwort wartete. Man befand, ich wäre jetzt im Alter dies zu verstehen und gab mir dazu ein paar geschichtliche Hintergründe mit, die - beispielsweise - von dem Austreiben des Winters, die ganz abscheuliche Bilder in mir hervorbrachte. Grundsätzlich sind Geschichten gut, wenn ich sie mir vorstellen kann, was aber nicht gleichsam heißt, dass sie auch wahr sein müssen. Folglich habe ich dem Ganzen keinen Glauben geschenkt, nahm es als eine Erklärung der Umstände auf, nicht aber als die Wahrheit.
Weitere zwei Jahre später erinnere ich mich nicht an Schnee, aber an eine Person in der Familie, die mir tatsächlich eine gute Antwort gab: "Gleichheit". Die Erläuterung lautete ungefähr so, dass an diesen Tagen alle hinter ihren Maskeraden gleichgestellt sind. Ein Bänker im Clownskostüm ist genauso ein Clown, wie ein Maurer, wenn er eine Pappnase trägt.
Aber auch das befriedigte mich nicht, denn wenn des Reichens Kleidung hochwertiger ist, als die eines mit weniger finanziellen Mitteln, dann hilft nur noch die Schönheit. Und trotzdem bleibt eine vergoldete Clownsnase eben das was sie ist, auch wenn der Träger einen unschönen Körper durch die Konfettistraßen schleppt.
Ich entschied mich die nachfolgenden zwei Jahre Fasching minimalistisch(er) zu begehen. Danach ging ich ergo als Zivilist, oder als Mensch, das schien mir ehrlicher.
Und trotzdem war da noch etwas im Hinterkopf. Damals dachte ich, Männer im Anzug wären gesellschaftlich höher gestellt. Und nur diese Menschen dürfen Anzug tragen. Doch an Fasching darf eben jeder einen Smoking, einen Frack oder einen Tuxedo tragen. Darunter ein weißes Hemd, am Kragen eine Fliege oder eine Krawatte, vielleicht noch eine schicke Weste. Die Hose muss schwarz und aus Stoff sein, die Lederschuhe dürfen ruhig glänzen, sofern sie schwarz sind.
So war mein Stil am Karneval gefunden - ich ging als Pinguin, als Nadelstreifenträger, bei Kälte auch mit einem langen Mantel drüber. Eine perfekte Zuschaustellung meiner, dachte ich.
Doch so ganz geistig abgeflacht war ich im Grunde meiner/s Selbst noch nicht. Ich philosophierte in meinen jungen Volljährigkeitsjahren mit Menschen in ähnlichem Alter darüber, ob es nicht ratsam wäre, wenn man den Fasching in eine andere Jahreszeit verlegen würde, beispielsweise in den Monat des o. e. Gaius
Octavius, also in den August. Da ist es warm und niemand müsste sich
verkleiden. Alle könnten nackt, wie unsere Spezies geschaffen wurde,
durch die Gegend laufen, von mir aus auch mit Maske. Das fanden meine
Gesprächspartner jedoch "uncool", die sich mit der geschichtlichen Vergangenheit des keltischen Austreibens abgefunden hatten, obgleich das völliger Brei war.
Zu
jener Zeit gab ich es auch auf Andere zu befragen, ich suchte selbst
nach Antworten, die ich meinen Diskussionspartner dann auch
entgegenschleuderte. Die fanden das dann ebenso "uncool" und viel
zu weit hergeholt. Unabhängig davon erregte sich meine Vorstellung eines
solch nackedeiischen Treibens. Daraus schlussfolgerte ich für mich
persönlich, dass wirre Vorschläge dann Einhalt in die Köpfe von Menschen
finden, wenn sie verlockend sind. Unter so einer These ist die Frage
nach dem Hintergrund so etwas von weit von der Wahrheit entfernt, denn
diese braucht sie ja nicht. Was bleibt ist der Sinn der Sache dahinter.
Zu jener Zeit war ich von der Sache überzeugt und hielt es von daher denkbar, dass der geschichtliche Hintergrund im alten Sumer lag. Wahrscheinlich auch deswegen, weil ich mich zwischen meinen 15. und 19. Lebensjahr stark mit jenen Mythen und vor allem deren Kultur beschäftigte. Daher erschien mir der alte Gudea ganz gut geeignet als ein Grundpfeiler einer solchen Idee. Dummerweise war er für mein Gefühl etwas zu jung, erschien er doch erst in der 2. Dynastie von Lagash, eine eher unwichtige Epoche. Das ist aber nur mein Empfinden, und man kann es ungefähr damit vergleichen, dass ich die Beschreibung des weltlichen Lebens von Adam und Eva schon unspannend finde. Alles was nach dem Paradies kommt langweilt. Oder im Vergleich treffender angeführt: Alles bis Noah ist okay; also nach der Sintflut wird es eindeutig "uncool". So verhält es sich auch bei den Dynastien der Sumerer. Gueda ist für alle Geschichtswissenschaftler wohl recht einflussreich gewesen, für mich aber so uninteressant wie ein David der einen Goliath schlägt.
Damit ich das Niveau nicht unterirdisch senke - und den Blogpost nicht unnötig in die Länge ziehe -, komme ich lieber wieder zurück zum Thema - und ja, vielleicht kann der Eine oder die Andere meine jetzige Einstellung schon erkennen oder vielmehr erahnen.
Damit ich das Niveau nicht unterirdisch senke - und den Blogpost nicht unnötig in die Länge ziehe -, komme ich lieber wieder zurück zum Thema - und ja, vielleicht kann der Eine oder die Andere meine jetzige Einstellung schon erkennen oder vielmehr erahnen.
Ich komme sogleich - ohne Komma - zum Punkt: Fasching interessiert mich nicht! Damals fand ich es seltsam, heute weiß ich, dass es nicht nur befremdlich wirkt. Es ist in der Ausführung unehrlich, und so weit entfernt von Gut und Böse, dass alles was danach kommt nur besser sein kann. Obgleich: in unserer christlichen Welt kommt mit dem Aschermittwoch im Anschluss das vorösterliche Fasten, das an die 40 Tage Jesu in der Wüste erinnern soll. Doch kaum ein Christ geht in die Wüste - in die Abgeschiedenheit -, oder? Kein Wunder das es uns an Wundern fehlt.
Wer trotzdem ehrlich was in der Fastenzeit macht, was dem gleicht, der sollte Fasching feiern, vielleicht nicht mit Maskerade usw., aber mit Festessen. Obgleich²: ich würde vor dem Fasten ein oder zwei Entlastungstage einlegen, aber das kann jeder machen wie er will. Ich werde wohl diesmal alternierend der Speise absagen, ganz einfach deswegen, weil ich es noch nie getan habe.
Wer trotzdem ehrlich was in der Fastenzeit macht, was dem gleicht, der sollte Fasching feiern, vielleicht nicht mit Maskerade usw., aber mit Festessen. Obgleich²: ich würde vor dem Fasten ein oder zwei Entlastungstage einlegen, aber das kann jeder machen wie er will. Ich werde wohl diesmal alternierend der Speise absagen, ganz einfach deswegen, weil ich es noch nie getan habe.
PS: voll OT - wer mich mal als Fußballspieler sehen will: Klick.