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Grusselige Grusslandschaft Deutschland

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Über- oder bedenkenswert (Pt. 4b)


"Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!"
(AT, 4. Mose 6,24-26)


Es grüßt euch mit scharfen "s" ein Typus Mensch, den ich selber der "Nuschler-Generation" zuordnen würde, wobei man hier ganz deutlich darauf hinweisen muss, dass es nicht "Nuscheler..." heißt.

Also grundsätzlich gehört das ja noch ein bißchen zum Thema Der Sprachgeist (daher mal als "pt_4b" tituliert). Wobei man hier schon ein bißchen differenzieren muß, weil Grußfloskeln schon oft aus zwei oder mehr Wörtern bestehen.
Zudem hab ich ein bißchen zuviel zu dem Thema geschrieben als ich ursprünglich angedacht hatte.

Weiterhin grundsätzlich bin ich eigentlich recht zufrieden mit der großen Palette an Grußworten aller Art, weil bei vielen ein Hintergrund existiert, ob es regional, kollegial, religös oder freundschaftlich ist. 


Was mich stört ist mal wieder die Tatsache, dass kaum jemand sich dieser einfachen Worte bewußt ist und sie sozusagen nur wie meine Person "rausnuschelt". Selbst wenn er mit erhobenen Kopf, herausgestrecker Brust und kräftiger Stimme ein "Mahlzeit" ins Großraumbüro reinbrüllt.
Ob die Person es ernst meint? "Eine gesegnete Mahlzeit (euch allen)"?

Wohl kaum, denn die meisten wissen heute nicht mehr die Ursprünge dieser Floskeln. Das wäre aber auch nicht notwendig, würde jeder seine eigenen für ihn zugeschnittenen verwenden. Oder solche, deren Bedeutung ihm klar sind, egal ob aus Erziehung, dem regionalen Ursprung oder sonst einem Hintergrund.

Das klingt auf den "ersten Gehör" ein bißchen seltsam, z. T. vielleicht auch etwas rebellisch.

Meine Person sieht es aber nicht für sinnhaft sich in gegebene Normen einzufügen und Worte ohne dem Wissen dahinter aus dem Munde zu bringen. Ich hinterfrage schon recht gerne, und wenn mir der tiefere Sinn bekannt ist, bin ich gerne bereit diesen in mir aufzunehmen und in die Welt herauszulassen, sofern ich mich damit "wohl" fühle.

Jetzt klingt das ganze noch etwas mehr abwegiger, aber mal kurz durchschnaufen und darüber nachdenken.
Was bringt es meinen (ge-)grüßten Gegenüber, wenn ich ein "Morgen" mir rauszwänge? Warum sage ich nicht einen vollständigen Satz mit Anrede? Sprich: "Ich wünsche Ihnen einen Guten Morgen liebe Frau Mustermann". Wobei auch das wieder eher in die Richtung ginge, eine Etikette ganz sauber "durchzuspielen". Erklärend in diesem Falle: ich sage einen kompletten Satz, aber er ist zerlegt ein absoluter Schwachsinn. Warum wünsche ich jemanden einen Guten Morgen? Entweder er hat ihn oder er hat ihn nicht, und eigentlich hatte die gegrüßte Person diesen Morgen schon viele Stunden früher - nämlich nach dem Erwachen. Warum muss ich noch hier irgendwelche Wünsche aussprechen, wer soll die erfüllen?

Anders gesehen, vielleicht mehr nachvollziehbar: "Grüß Gott". Alles super, ist aber schon gekürzt. Ich impliziere damit (womöglich falsch) ein "Grüße Gott von mir". Ja "mei", dass kann ich schon machen, würd ich mir dabei denken, aber: warum grüßt du ihn nicht selbst?

Das Bayerische ist da ein bißchen genauer, bei z. B. dem bekannten "pfiet di Gott" - übersetzt ins Hochdeutsche: "Behüte dich Gott". Das ist mal was, wo ich entgegnen würde mit einem "Danksche, di soll Gott a behüt'n ..." oder so ähnlich.

Und dieses Beispiel jetzt mal herumgedreht in die Normalität. Jemand sagt: "pfiet di" und du antwortest hochdeutsch "Behüte dich Gott".
Das Gesicht der Person möchte ich sehen!


Ich denke ich brauche das nicht mit mehr Beispielen aufrollen. Mir waren Begrüßungen und Verabschiedungen schon immer ein bißchen suspekt. Nur wenn sie wirklich von Innersten kamen, hab ich sie angenommen, konnte sie aber meist nicht auf gleiche Weise zurückgeben, weil ich das nicht gewohnt war, dass jemand mir wirklich von Herzen "Alles Gute" oder sonst was wünscht. Aber ich habe sie verinnerlicht, die Worte, die Person dahinter, das Erlebnis - als ob es gestern war bzw. vielmehr als ob es immer noch heute real wäre.


Abschlußanregung: Nicht nur den Knigge lesen, ihn auch umsetzen, aber nicht fürs Protokoll. Sondern immer dann, wenn man es ernst meint!


Gott begegnet dir überall, wenn du ihn grüßen möchtest ...


Grüße mal anders!


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