Über- oder bedenkenswert (Pt. 16) vom 20. August 2013
sowie seit 03. Juli 2014 webmasterfriday #5 (wmf_pt5)
"Wie es Leute gibt, die Bücher wirklich studieren und andere, die sie nur durchblättern, gibt es Reisende, die es mit den Ländern ebenso machen: sie studieren sie nicht, sie blättern sie nur durch."
(Fernandino Galiani)
Als der oben zitierte "Abbé" wohl in seiner Heimat Italien oder vielmehr im damaligen noch Königreich Neapel das obige feststellte, hätte er wohl nie gedacht, in welchem Umfang sich seine Gedanken durchsetzen würden.
Waren Urlaubsreisen seinerzeit wie noch viel früher auch eher damit verpaart tatsächlich aus mehreren Gründen in Ausland zu verreisen, sich einer solchen Unternehmung auszusetzen, war es später mit der Einführungen des Autos für Jedermann ein ganz anderer Umstand.
Gerade eben das deutsche Fußvolk entwickelte sich dabei zu einem Instrument der Suggestion der Seele Freilauf zu geben, an Orten die fern ab von ihrer Heimat waren.
Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert, es fehlt nur noch ein Mr. Scott vom Raumschiff Enterprise, der das Beamen erfindet. Dann hieße es vom Bürostuhl ab an den Strand, die Einheitsklufft ablegen und ins blaue Nass zu springen. Die Familie kann man "nachbeamen" lassen...
Sind das nur Illusionen oder bereits heute schon eine Form von Wahrheit?
Um die Frage zu beantworten müsste ich in die Köpfe der Menschen nachschauen. Dafür bräuchte ich dann eine Pille namens McCoy.
Um die Frage zu beantworten müsste ich in die Köpfe der Menschen nachschauen. Dafür bräuchte ich dann eine Pille namens McCoy.
Aber im Star-Trek-Modus fortschreitend kann ich es ja heute schon à la eines Schiffscouncelor wie Deanna Troy versuchen, die empathisch die Menschen durchleuchtet. Leider bin ich auch keine Betazoid, aber ich kann es ja mal versuchen mit Beobachtung und Wortlauscherei.
Adelhaid vor dem Schloß Brennhausen |
Verspinnen wir uns mal darin und fragen uns: Was fällt einem da dann auf oder vielmehr ein bzw. welche Frage ist wohl diese, die jeder mindestens einmal im Jahr zu beantworten hat?
Im deutschen Arbeitsalltag gilt es wie das "Mahlzeit" zur Mittagszeit als Höfflichkeitsfrage vor dem Urlaubsantritt zu erfragen, wo es denn hin ginge in Besagtem. Ebenso wie man gerne die Frage nachschiebt, wie es denn war und was man alles so erlebt hätte in seiner freien Zeit abseits der Arbeitsstelle.
Der Mensch ist eben höflich oder neugierig, aber leider in die falsche Richtung.
Spielen wir mal so ein Spielchen mit mir. Fragt mich das Jemand könnte ich z. B. sagen: "Ich habe geschlafen, gegessen, getrunken - wie jeden Tag auch." Aber eigentlich sollte der Mensch in meinem Umfeld folgendes Sprüchlein von mir kennen: "Ich mache keinen Urlaub, ich verreise. Und wenn ich Deutschland mal verlasse, komme ich nicht wieder zurück" mit Nachschlag "es sei denn, ich hab meinen Hund vergessen".
Auch wenn es dem Leser langweilt, wenn es um mich geht, aber gesagt wollte ich es doch haben, dass ich in der Tat mit einer Ausnahme keine Urlaubsreise mehr seit 11 Jahren unternommen habe. Die Spanne wäre sogar noch größer, wenn man die paar Abenteuer auslässt, die ich zwischen 2001 und 2002 unternommen, aber für mich allerdings nicht als "Urlaub" abgespeichert habe. Fährt man z. B. nach Holland, hat es wohl noch andere Gründe außer Blumen und Tomaten. Oder: Übernachtet man in einem Ashram auf einem Bauernhof der Krishnas hat dies bestimmt ebenfalls andere Hintergründe außer der Gratisunterkunft.
So gesehen, könnte ich auch sagen, dass ich seit 2001 nicht mehr freiwillig Deutschland verlassen habe. Und auch das war damals ein Nötiges zu tun, um dort ein Auto von mir zu verschrotten, dass ich gar nicht in dieses Land gebracht habe [LINK].
Sind wir also nicht pingelig und machen aus den 11 Jahren Reiselosigkeit "18+", weil ich mir selbst nicht so sicher bin, wann mein letzter Urlaub war. Mein letzter Aufenthalt außerhalb von Europa war zumindest nicht weit entfernt und noch zu Game-Boy-Zeiten.
Halten wir fest: Mein selbstzitiertes Sprüchlein ist keinesfalls Schall und Rauch.
Meine geliebte Großmutter mütterlicherseits (interessanter Querverweis) war meines Wissen Zeit ihres Lebens sogar nie im Ausland oder in Urlaub.
Warum lässt sich (abwertend) leicht erklären, da sie allerhand zu tun hatte im und um zu Hause. Haus und Hof sowie die Felder verlangten ihre völlige Aufmerksamkeit. Aber auch nachdem die Felder verkauft waren und das Haus in guten Händen meiner Mutter lag, war es nie in ihrem Sinne zu verreisen. Warum auch? Sie hatte alles, was sie brauchte, und zwar direkt vor der Haustür.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an Folgendes: Als es ihr Körper nicht mehr zu lies sich selbst weiter vom Haus zu entfernen als sie gerne wollte, hatte sie nur einen Wunsch - echte Brombeeren aus dem Wald...
Es ist Ironie, dass ich im Prinzip an jedem Tag im Sommer mit dem Hund Brombeeren wild essen gehen könnte, aber sicherlich nicht die von ihrem Lieblingsbusch im Wald, aber - das merke ich mir selbst an: ich werde den Platz finden.
Lasse ich meinen Blick schweifen zu meinen Großeltern väterlicherseits, die städtisch wohnte solange ich sie kenne/kannte, stelle ich auch einiges Nennenswertes fest. Mit ihnen habe ich viele Urlaubsreisen unternommen. Und, so ungern ich es zugebe, viel lieber als mit meinen Eltern. Der Urlaub war nämlich keine "Nullachtfünfzehn"-Geschichte im weiterem Sinne, sondern eher mit viel Wandern und Kultur verbunden, was zwangsläufig in die abgelegene Natur führte und von mir sehr geschätzt wurde. Tagesmärsche von 20 Kilometer waren somit das Hauptprogramm, nicht die Ausnahme.
Was für die heutigen Kinder wohl eine gähnende Langweile sein dürfte, war für mich damals eine absolut erlebnisreiche Geschichte, die ich niemals missen wollen würde/werde.
Zurück zum Thema: Ich bin kein Prediger und verlange von niemanden seine Taten zu hinterfragen, aber Fragezeichen tun sich bei mir bei dem einem oder anderen doch auf.
So z. B. bei einem alten Schulfreund, der in diesem Jahr in Mexiko war, was für ihn schon mal ein Meilenstein darstellte, da er sonst seit den letzten 20+x-Jahren immer an dem gleichen Strand (und im gleichen Hotel womöglich auch) in (bzw. nach) Italien fuhr. Auf meine einfache Frage, ob er denn an der Pazifik- oder Atlantikküste war, konnte er mir keine Antwort geben. Oder vielmehr schon: "Ich war in einem 5-Sterne-Hotel direkt am Strand gelegen" so oder so ähnlich lies er mich mit der Frage im Regen stehen und zeigte mir dafür ein paar (sogar ausgedruckte) Bilder, die von der Qualität nicht nur schlecht waren - aber das sei dahingestellt -, sondern auch aussagelos. Woher soll ich anhand einer Eingangspforte zu einer Touristeneinfriedung wissen, ob das jetzt im Osten oder Westen des Landes ist?
Ich komme noch einmal zurück zu meinen Großeltern väterlicherseits, die meine damalige Orientierung immer sehr lobenswert aufnahmen. So fragten sie mich oft bei den Wanderungen durch die Wälder, ob ich denn wüsste, wie wir zurück kämen. Sie meinten die Pension, ich dachte aber immer an das/mein zu Hause. Beide Wege kannte ich und erklärte sie auch ihnen. Es kam auch gelegentlich vor, dass wir uns tatsächlich verlaufen hatten. Damals gab es eben noch kein GPS o.ä. Und stets war ich es, der den richtigen Weg wusste.
Ich habe bei den Autofahren in den "schwarzen" oder "bayerischen" Wald auf der Hinfahrt nie geschlafen und mir jede Abbbiegung gemerkt. Wenn es lange auf der Autobahn immer gerade aus ging, fragte ich sie ein Loch im Bauch nach den Kennzeichen der Autos. Und ich bekam immer eine zufriedenstellenden Antwort.
Ich habe bei den Autofahren in den "schwarzen" oder "bayerischen" Wald auf der Hinfahrt nie geschlafen und mir jede Abbbiegung gemerkt. Wenn es lange auf der Autobahn immer gerade aus ging, fragte ich sie ein Loch im Bauch nach den Kennzeichen der Autos. Und ich bekam immer eine zufriedenstellenden Antwort.
Die Frage heute ist: Wer kennt den Weg noch zurück, wenn er ihn denn alleine gehen müsste?
Also ohne Zuhilfenahme eines Verkehrsmittels! Und so absurd die Frage ist, wird sie um einiges bedeutender, wenn es darum ginge, ob man den gewillt wäre diese Reise auch zu Fuß oder von mir aus auch mit dem Rad oder zu Pferd vorzunehmen?
Also ohne Zuhilfenahme eines Verkehrsmittels! Und so absurd die Frage ist, wird sie um einiges bedeutender, wenn es darum ginge, ob man den gewillt wäre diese Reise auch zu Fuß oder von mir aus auch mit dem Rad oder zu Pferd vorzunehmen?
Mein letzter außerplanmäßiger Urlaubsort war ein solcher, wo ich auch zu Fuß innerhalb von einer Woche zu Hause gewesen wäre, wahrscheinlich eher früher. Ich spreche den Leser an, wenn ich frage: War es deiner auch?
Was mich aber mehr bewegt ist, warum die Menschen in den Urlaub gehen. Abgesehen von der konsumentischen Ader das Glück in fremden Lande zu finden (weil man es um die Ecke nicht erkennen will), ist es rein wissenschaftlich gesehen doch völliger Unsinn. Wie lange braucht der Körper (und die Natur des Menschen [seine Seele]), um tatsächlich in eine Phase der Erholung zu gelangen. Geistig geht das wohl schneller, aber physikalisch ist das eine Nummer für sich. Ich scheue mich davor dies zu recherchieren (und zu verlinken), habe aber gelesen, dass es mindestens 11 Tage sein müssen bevor so ein Zustand ganzheitlich auftritt. Gehört habe ich im Radio vor kurzem, dass 54% der Deutschen mehr als 5 Tage im Jahr am Stück in fremde Gegenden "urlauben". Das besagt nichts Gutes, welch Wahrheit immer dahinter steckt.
Rein praktisch kann ich aber sprechen: Ich war mit 7 Jahren 6 Wochen am Stück mit meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Großeltern in Amerika (im Land, in dem ich gezeugt wurde). Wir sind damals die ganze Ostküste von Florida bis Kanada mit einem Mitwagen entlang gefahren. So gesehen war ich kaum länger an einem Ort als den o.e. Regenartionstagen. Nur an einer Kleinstadt in Florida (Sarasota) mussten wir länger verweilen, da viele von uns einen Sonnenbrand hatte (außer ich und meinem Großvater). Dort lernte ich in den 7 Tagen das Schwimmen. Und abgesehen davon verbindet mich mit diesem Städtchen noch heute ein wenig. Dem Weg vom Hotel zum Strand würde ich heute noch finden als ob es gestern war, oder anders gesagt: mir sind immer noch Bilder im Gedächtnis, die jeder einzelne Straße Farbe verleihen.
Erstaunlicherweise bedarf es für mein kindliches Gehirn und seinem Leib nicht der oben besagten Tagesspanne, um schnell "heimisch" zu werden. Und tatsächlich habe ich es bedauert als es für uns hieß weiterzuziehen. Ich wusste damals wie heute, dass ich niemals mehr diesen Ort sehen würde, es sozusagen ein Abschied für immer war.
Ich möchte diesen Artikel auch insofern offen lassen, dass ich hier keine Lösung anbiete. Wäre ich darauf aus, würde ich es in eine Reihe der "selbstanalyse" einfügen. Wäre ich böse in die Reihe "unnatur".
Was es zu überlege gilt habe ich wohl ausführlich dargestellt. Und die Frage, die offen ist, kann nicht geklärt werden. Ich weiß es schlicht und ergreifend nicht, warum sich der Mensch sein Glück stets in der Ferne sucht. Und ich habe auch nicht vor das philosophisch an dieser Stelle zu klären.
"Spätestens wenn die Kinder fragen, wo bei der Kuh die Butter rauskommt, hilft nur noch eins - Urlaub auf dem Bauernhof."