Energie (Pt. 8)
"Three removes are as bad as a fire."
(Poor Richard's Almanack by Benjamin Franklin)
Es ist die Zeit, die mir die Kraft raubt, und es ist eine andere Zeit, die mir im Rücken sitzt. Nein, sie sitzt nicht, sie geht, sie rennt, sie läuft, ja sie sprintet mir hinterher, hetzt mich, will mich jagen. In ihrer Hand die Fackel des Feuers. Doch da ist eine dritte Zeit, die existiert und auf mich wartet, fortwährend besteht. Indes ist eine meiner Musen von der zweiten Zeit erwischt worden und hat mich kurz ausgebrannt. Ein letzter Kuss, eine letzte Umarmung, das war es in jener Zeit, es bleibt die dritte.
Neben Hundeleine und einem für sich extra-ordinär-tragenden Flor-Totentuch auf den Kopf (bezeichnend damit gemeint ein schwarzes Bandana) begleitet ihm in seiner Tasche auch öfters mal ein sogenanntes Grablicht, dass er meist am Freitagabend dort entzündete, um es am Sonntagabend dann ausgebrannt in den dort aufgestellten Müllbehälter zu entsorgen.
Die eine Muse schafft das immer. Nur ihr gelingt es meinen Brandherd für ein paar Stunden zu löschen, mich auszubrennen sozusagen. Ich warte nun, Stunden, Tage oder Wochen. Dann werde ich all den Musen wieder begegnen, auch ihr. Sie haben keine Wahl, denn diese treffe ich. So hart es ist, so bitter es mich trifft. Denn auch mir verbleibt keine andere Entscheidungsmöglichkeit, will ich mir den freien Geist erhalten.
Musen können ergo nicht nur inspirieren, sondern auch das Gegenteil bewirken. Ein Bein zum anderen, ein Fuß zum anderen Fuß. Der eine setzt den ersten Schritt, der anderen folgt mit dem nächsten, währenddessen der andere schon wieder ein wenig weiter ist. Eine mühelose Bewegung sieht so aus. Doch Musen schaffen mich auszubremsen. Beine und die dazugehörigen Füße stehen sodann nebeneinander. Und auch die der Muse sind gebannt, sie schmiegen sich an die meinen. Und so passiert es: die Muse trifft die zweite Zeit, der Verfolgerin meiner. Sie entzündet in ihr die Flamme und löscht die meine. Zwei dankbare Menschen in mitten der Zeit, die in jenem Moment still steht wie sie.
Wer lebt, der brennt nicht zwangsläufig. Wer aber in sich einen Drang spürt, der wird irgendwo so heiß sein, dass es ihm wie ein Feuer vorkommt, welches kalt brennt und nie verlischt. Wer es nicht ins Außen lässt, wird wohl tatsächlich innerlich vergehen, es sei denn, er hat so eine Muse. Welcher Begriff passt da? 'Ausgebrannt' oder eher 'abgebrannt', gar 'erloschen'? Muss ein Feuer heiß sein? Muss Hitze zwangsläufig durch Feuer entstehen? Kann man sich nicht anders Wärme spenden?
Ich entwinde mich, setze einen Fuß voran, ich habe weiterzugehen. Die erste darf nie auf die zweite Zeit treffen, denn sie würde die dritte Zeit aufleben lassen; geschehe das, wäre alles ausgebrannt.
"The world is full of fools and faint hearts;
and yet everyone has courage enough to bear the misfortunes,
and wisdom enough to manage the affairs, of his neighbour."
(Poor Richard's Almanack by Benjamin Franklin)