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Über- oder bedenkenswert (Pt. 24)


Unfreude ist kein deutsches Wort. Ich bin mir der Sache durchaus bewusst. Wer hierzu schon Diskussionsbedarf hat, der sollte am besten sofort aufhören zu lesen. Wer wissen möchte, um was es sich bei dem kryptischen Titel handelt, der lese kurz weiter und wird es sogleich herausfinden. Die Zeilen gingen mir allemal nicht leicht von der Hand. Hätte es nicht die Freude gegeben, so wäre der Eintrag nie zustande gekommen. Ob ich Freude damit auslöse, wage ich zu bezweifeln.

.||||Unfreude am Morgen||||.

Bei Spitzfindigkeiten werde ich unhaltbar. Wie kann man nur im öffentlichen Rundfunk am frühen Sonntagmorgen in kürzester Zeit so einen Unsinn ins Mikrofon labern? Das Schöne an der digitalen Welt ist, dass das Ganze online abrufbar ist (WQ1). Ich habe mir mal die Freiheit herausgenommen, 36 Sekunden (von 6 Min. 48 Sek.) rauszuziehen. Würde ich den gesamten Beitrag unter die Lupe nehmen, so bräuchte ich wohl einen ganzen Tag.

(Falls Abspiel nicht möglich: Klick zum Direktlink)

Der Einspieler beginnt mit der bekannten Rede, nochmals im Wortlaut:
"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen."
Jetzt sagt der Sprecher: "Eine Lüge."
Und weiter: "Die Nazis hatten den 'Überfall' auf den Radiosender Gleiwitz [...] vorgetäuscht [...]."
Ich sage (und denke mir 'Warum auch immer er jetzt auf Gleiwitz kommt'): AH hat den Angriff auf den Gleiwitz-Sender in der Rede überhaupt nicht erwähnt. Warum auch? Oder wie es in der Wikipedia ganz klar steht:

"[...] entgegen einer verbreiteten Auffassung wurde dieser jedoch nicht ausdrücklich als Kriegsgrund erwähnt." (WP1)

Ich dagegen sage: Nicht nur "nicht ausdrücklich", sondern überhaupt nicht. Es ging um abermalige Grenzzwischenfälle. Das ist im Weißbuch Nr. 2 von 1939* (= redigierte Akten des Auswärtigen deutschen Amts) eindeutig dargestellt. Die auch dort erwähnte Affäre Gleiwitz verdiente keinen Eintrag in irgendeiner Propaganda-Schrift aus diesen Tagen. Sie findet überhaupt erst in den Nürnberger Prozessen Erwähnung, und zwar von einer Person, die hier Aussagen tätigt, die man wohl nicht als unumstrittene Wahrheit ansehen kann. Die einfache Denke lässt einen skeptisch werden, und die Gewissensfrage stellen: Wem glaube ich mehr - der eidesstattlichen Erklärung** eines übergelaufenen Ex-Verbrechers (Naujocks) oder den teils arg geschönerten Akten? Um es für mich kurz zu halten: Ich würde mich auf keine Quelle verlassen. Der Person ging es um sein Leib und Leben, der Personengruppe um eine mitunter erlogene Transparenz.
Wie auch immer, darauf folgte der noch bekanntere Ausschnitt, der zweite Satz, in dem es heißt:

"Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!"

Das öffentliche Radio sagt: "Die falsche Uhrzeit. [...] Schon um 4:45 Uhr beschießt die Dt. Marine [...] die Polnische Garnison [...]."
Wikipedia (!) hält dagegen: "Die Behauptung, dass der Angriff auf Polen um 5:45 Uhr begann, ist falsch." (WP2)
Ich merke an: Uhrzeit + Ausdrucksform falsch - siehe auch dazu Wikipedia:

"Tatsächlich eröffnete bereits um 4:47 Uhr das Linienschiff [...] das Feuer [...]." (WP2)

Erneute Anmerkung meinerseits: Ein Schiff = nicht die ganze Marine, sehr geehrter Rundfunk, es ist nur ein Schiff dieser + und weiter kann man in der Wikipedia nachlesen:

"Nach Augenzeugenberichten begann der Angriff [...] sogar noch früher [...], nämlich um 4:37 Uhr." (WP2)

Dazu mein Vermerk: Die Spitzfindigkeit, dass der erste Schlag durch die Luftwaffe an anderer Stelle erfolgte, habe ich sogar mittels "[...]" herausgenommen. Ich komme allerdings angesichts dieses "totsicheren" Belegs nicht umher zu erwähnen, dass es sich laut Wikipedia-Eintrag (WP3) hier (beim Luftangriff auf Wieluń) tatsächlich um eine "Luftwaffe" handelte. Drei Wellen mit jeweils 29 Stukas ist nun mal eine "Luftwaffe". Und obendrein dürfen diese Bemerkungen nicht fehlen: Der Kampf (dort / Westerplatte) wurde nicht am 1. September gewonnen, und es starben deutlich weniger Menschen bei der "Schiffsschlacht". Circa 1200 Tote beim Luftangriff (auf Wieluń), hingen bei der Westerplatte "nur" rund 40-50 ihr Leben ließen - beim ersten Eroberungsversuch sogar "lediglich" 17 auf deutscher und 4 auf polnischer Seite (WP4). Aus den gesamten Berichten geht eines hervor: Die Polen haben heldenhaft um die Westerplatte gekämpft, hingegen die Deutschen geradezu stümperhaft vorgingen.

Ich frage mich, warum diese Gleiwitz-Sache so hervorgehoben wird, wenn es zweifelsohne viele "Zwischenfälle" gab, alleine am 31. August ganze 11 gemäß dem Weißbuch. Gemäß der Aussage von AH waren es allerdings 14 (...). Und genau mit diesem Satz, womit ich jetzt enden werde, hätte BR2 auch beginnen sollen:

Weißbuch: die ganz schweren Vorfälle (WQ2)

"Nachdem schon neulich in einer einzigen Nacht 21 Grenzzwischenfälle zu verzeichnen waren, sind es heute Nacht 14 gewesen, darunter drei ganz schwere."
***

Weißbuch: die 21 Vorfälle (WQ3)

Kleiner Nachsatz:
 Denn diese Zahl "14" ist nach eigener Schrift (Weißbuch) eine deutliche Übertreibung, wenn nicht gar eine absichtliche Lüge. Die Zahl 21 dagegen kann nach gleicher "Quelle" als gegeben erachtet werden.


.||||Freude am Nachmittag||||.

Die dpa darf man auch mal loben. Ich will es tun mit dem, was ich in der Samstagszeitung am Sonntagnachmittag gelesen hatte. Ich nehme mir dazu die Freiheit eine Ablichtung zu zeigen und wichtige Passagen zu markieren (WQ4).

Fränkischer Tag, Samstagsausgabe vom 29.08.2019 (WQ4)

Wie gesagt, es geht auch anders. Wobei ich bei der Opferzahl von 80 Millionen ein wenig ins Nachdenken kam [... im Übrigen wohl eine Einfügung der örtlichen Presse - vergleiche Bild oben mit u. a. Quelle]. Das schien mir zu hoch gegriffen. Meine Skepsis dazu zahlte sich mit einem kurzen Blick auf den Wikipedia-Eintrag "Tote des Zweiten Weltkriegs" aus. Da stand sinngemäß, dass Schätzungen von 60-65 Millionen ... ach egal, ich zitiere ein letztes Mal:

"Ihre Gesamtzahl lässt sich nur schätzen. Für die durch direkte Kriegseinwirkung Getöteten werden Schätzungen von 60 bis 65 Millionen angegeben. Die Schätzungen, die Verbrechen und Kriegsfolgen einbeziehen, reichen bis zu 80 Millionen." (WP5)

Leider wird dazu keine greifbare Quelle aufgeführt. Es werden viele unterschiedliche Werte und Hochrechnungen (Schätzung) herangezogen und vermischt. Es ist sicherlich auch nicht anders möglich. Und so muss ich gestehen, da es sich nicht um Spitzfindigkeiten handelt, die ich ohne Probleme selbst auflösen kann, muss ich an dieser Stelle passen. Solche Größenordnungen sind, so denke ich, für niemanden greifbar.


.||||Nachworte||||.

Bedauerlicherweise kann ich am Abend der Niederschrift nicht mit warmherzigen Worten enden. Ich verbleibe daher mit der Randbemerkung, dass ich es gut, richtig und ungemein wichtig empfinde, dass sich Kanzlerin und Präsident dort einfanden, wo vor 80 Jahren dieses Unheil seinen Lauf nahm. Vor dem hölzernen Funkturm in Gleiwitz wäre mehr als Aberwitz gewesen, ebenso wie vielleicht ein Besuch bei der Westerplatte.


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Sternchen-Quellen (*):
Weiteren Quellen (WQ)
Wikipedia-Quellen (WP):


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