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Die Beraterin - Intermedium

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V-Theorie (Pt. 10d)
VoRsIcHtbitte die FAQs lesen!
(zum Teil 1a + 1b / 2 / 3)
"Die Mutter aller Probleme - aus meiner Sicht - ist, dass die Politik in Deutschland mehr Wunschdenken verfolgt als Realitätssinn.
Das ist aus meiner Sicht die Mutter aller Probleme." 
[Z1]

Lange Einleitung (muss wirklich nicht gelesen werden)
Narrativ - Propaganda - Faktum. Das obige Zitat könnte tatsächlich alles sein oder vielmehr werden. Ein/mein Versuch, die beiden Sätze überspitzt zu zerlegen beziehungsweise sie an die (eine) Wurzel zu (zer-)denken, offenbarte (mir) bemerkenswerte Aufschlüsse.
  1. Narrativ [was sich so (alles) zwischen Menschen "auf der Straße" erzählt wird]
    Politiker sind sinnentleerte, realitätsfremde Wunschdenker.
  2. Propaganda [das Aufgreifen des Narratives als Kernbotschaft der "Eliten"]
    Kumulatives Wunschdenken hat im Abbild der Mitte einer Gesellschaft [gemeint (vorerst): Politiker] nichts zu suchen. Die radikale Unterbindung dessen ist eine bürgerliche, unumstößliche Pflicht.
  3. Faktum [die, durch gebetsmühlenartige Wiederholung der Propaganda, entstehende Tatsache]
    Realismus ist essentiell und alternativlos. Realismus ist faktenbasierend. 
Die Mutter aller Probleme hätte mit so einer Umkehr ganz neue, infame Wege eingeleitet. Gefährlich würde es für ein Volk werden, wenn es selbst das Faktum annimmt und mit entsprechend gleichlautenden Narrativen untermauert. Neue propagandistische Ansätze wären damit generell obsolet, sofern das Faktum stets als apodiktisch angesehen würde. Propaganda müsste demnach nur insofern bedient werden, wenn Einzelpersonen oder Gruppierungen die Fakten hinterfragen, analysieren und/oder gar widerlegen wollen würden. Eventuell einhergehende Chancen in der breiten Masse auf offene Ohren zu stoßen wären überaus gering. Anderseits könnten Außenstehende einer solchen Gesellschaft ein, zumindest tendenzielles, fatalistisches Weltbild nachsagen.
Mit jener Geschichte hat das natürlich alles nichts zu tun, denn für unsere Beraterin steht das Antonym für Realität bereits auf einem soliden Sockel, sowohl als auch deren zugrunde liegende Definition. Ohnehin ist sie die alleinige, weibliche Fürsprecherin ihrer parteilos-faktionalen Organisation. Frei nach Luther [nicht verbildlicht] stehe ich (also) hier, und ich kann nicht anders... als eben das, was ich immer tue - die Fiktion hiermit freizugeben.

Kurzer Prolog (liest sich relativ ähnlich an wie im Teil 1a und Teil 1b und Teil 2 und Teil 3)
Realität ist das Gegenteil von Fiktion, Faktion ist was anderes. Wenn ich aber kundtue, dass nur das Erdachte Realität ist, dann ist dem schlichtweg so; und wenn ich sage, es ist das Gefühl, was real ist/wirkt, dann ist dem auch so. Ja, ich bin eine radikale Beraterin für Staatsfrauen (- gelegentlich auch für Staatsmänner). Meine Instruktionen haben dekretische Geltungshoheit. Ich schlage nichts vor, ich verlange Umsetzung. Ich komme zu nichts und niemanden, denn ich lasse zu mir kommen. Letzteres ist (ein primärer) Fakt.
Wie mein männliches Pendant, "Der Berater", sehe auch ich - "Die Beraterin", abgekürzt  DB -, meine Gesprächspartner als Verwalter an. Verwalter, die (sächlich) - abgekürzt: DV.
Der anschließende Dialog beinhaltet große Momente gepaart mit zahlreichen bedeutungsoffenen Elementen. Und wer nicht bittet, kann das Danken auch sein lassen.

DB: Mission: Neu-Eden²! Und runter von der Terrasse.
DV: Was!?
DB: Erst mal runter von mir.
DV: Jetzt schon?
DB: Ich spreche nur für meinen erdrückten Leib. 
DV: Diese Stellung war doch deine Idee.
DB: Ich kann mich auch mal irren.
DV: Moment, warte. Ganz langsam, okay... Gut, dass dein Bett so lang wie breit ist.
(DV robbt sich von DB und landet mehr oder weniger elegant auf ihren Rücken während DB eine Randbemerkung loslässt, die DV offenbar in ihrer Anstrengung überhört.)
DB: Ist es nicht. Man kann die Seite hochklappen, so dass eine ovale Schale entsteht. [Q1]  
DV: Sagtest du gerade "irren"? Du? Meinst du wohl, ich wäre dir zu schwer?
DB: Aus meiner Warte betrachtet bist du physikalisch ein Schwerkraftweltler, meine Liebe.
DV: Aha. Und du etwa nicht?
DB: Die Erde ist für mich wie ungefähr für dich ein Besuch auf den Saturn.
DV: Saturn?
DB: Oder Neptun. Irgendetwas dazwischen.
DV: Du willst damit jetzt nicht sagen, dass die Schwerkraft hier niedriger wäre, oder doch?
DB: Warst du schon mal in Ländern am Äquator?
DV: Ja, in Panama.
DB: Da warst du wohl 1000 Kilometer von der angenommenen Großkreisebene entfernt.
DV: Augenblick. Ich war auch schon mal auf der Insel Rólas.
DB: Ilhéu Gago Coutinho. Ein schöner Ort.
DV: Du warst auch schon da?
DB: Die kurze Antwort wäre: Nein, ich verreise nicht.
DV: Und die lange?
DB: Die erspare ich dir, vorerst.
(DB verschränkt ihre Arme hinter den Nacken, DV wälzt sich indessen auf die Seite und legt ihre Hände unter ihrem Kopf.)
DB: Worauf ich hinauswollte: Fühltest du dich dort nicht etwas leichter?
DV: Ich war damals leichter, bestimmt 20 Kilo.
DB: Unabhängig dessen und der gewissen Leichtigkeit, die man in Urlauben verspürt.
DV: Jetzt wo du es sagst. Da könnte was dran sein.
DB: Weißt du, das Ding ist, der Äquator ist weiter weg vom Epizentrum, pardon, Erdmittelpunkt. Die Anziehungskraft ist dort niedriger.
DV: Und das soll einen Effekt haben?
DB: Ja natürlich! Der Körper wird leichter - um circa 1,005 Prozent.
DV: Das ist doch marginal.
DB: Hast du in den Urlaub zugenommen?
DV: Ach weißt du, das ist schon so lange her. Warte, das war doch eine rhetorische Frage, nicht wahr?
DB: Keineswegs. Wer auf so eine Insel geht, der bucht Vollpension.
DV: Du fährst ja alle Klischees aus. 
DB: Und du schuldest mir eine Antwort.
DV: Ja, ist schon gut, zwei oder drei Kilo, aber...
DB: Belassen wir es dabei. 
DV: Okay, es waren fünf, aber wir waren da auch zwei Wochen und meine damalige...
DB: ... Deine damalige Partnerin hat genauso viel zugelegt, richtig?
DV: Ja, Herrgott! Wir haben halt jeden Tag genossen.
DB: Das hört sich ungemein erotisch an.
(DB dreht sich ebenfalls auf die Seite und fährt mit einer Hand über DVs Brustkorb hinunter zu ihrem Unterbauch. Mit der anderen Hand fasst sie DV an den Hinterkopf, streicht über ihre Haare und küsst sie zärtlich auf den Mund.)
DV: Kann das sein, oder schmecke ich noch den Lebenselixier?
DB: Was würdest du sagen, wenn ich behaupten würde, dass wir hier quasi noch weiter weg vom "Geozentrum" sind. Die Schwerkraft ist so wie auf der Venus, und du müsstest dich locker mal 10 Prozent leichter fühlen.
DV: Oh, wenn das stimmen würde, dann schlage ich vor, dass du ganz schnell die Minibar abschließt.
DB: Und wenn ich gar keinen Schlüssel habe?
DV: Dann bräuchte ich nach jeder neuen Runde jemanden, der meine Gelüste nach einer Stärkung bedient.
DB: Meine Liebe, ich muss dich enttäuschen. Ich habe keinen Schlüssel. Ich habe zwar eine Hausbar, aber diesen kleinen Kühlschrank in der Pantry, den würde ich nicht als Minibar ansehen. Meinen Garten allerdings, den gibt es nur mit Vollpension.
DV: Oh nein, ich sehe schon, ich werde zum Vegetarier.
DB: Eher Rohköstlerin. 
(DB lässt ab von Bauch und den Haaren von DV und hat urplötzlich eine Banane in der Hand.)
DV: Wo kommt denn die auf einmal her? Kannst du zaubern?
DB: Keine Magie. Ich "fühle und denke". Aber bedenke du, meine Liebe: Diese Banane, so wie jede andere Frucht hier aus dem Garten, hat 10 Prozent weniger Gewicht - also, für dich als Schwerkraftler.
DV: Spielt das denn eine Rolle?
DB: Finden wir es doch heraus...

--- Schnitt ---

DV: Ich traue es mir gar nicht zu sagen, aber ich denke, das war der schönste coitus a tergo, den...
DB: Auch ein Stück Banane?
DV: Och, wieso nicht. Du weißt aber, die wird mir bestimmt nicht reichen.
DB: Nach was gelüstet es dir?
DV: Was Süßes wäre nicht schlecht.
DB: Kein Problem, aber mache die Augen zu und: Hände vors Gesicht.
DV: Das bekomme ich hin. Da bin ich Experte.
DB: Dachte ich mir.
(DB "fühlt und denkt" wie bei der Banane erneut und hat sogleich eine ovale Holzschale mit allerlei Früchten vor sich beziehungsweise in ihren Händen.)
DB: Tada! Augen auf.
DV: Ich glaube es ja nicht! Wo kommt denn das jetzt alles her? Ist ja fast wie in einem Traum!
DB: Muss unter dem Bett gewesen sein.
DV: Verarsche mich nicht. Gib mir die Schale. Ich hab richtig Kohldampf.
DB: Meine Liebe, wenn du alle Früchte kennst, verrate ich dir mein Geheimnis.
DV: Welches Geheimnis? Ach so, das. Ja, okay. Also gut. Lass mal gucken: Das da sind Datteln, ich glaube israelische. Und dies sind türkische Feigen. Das Gelbe ist Litschi, und das so aussieht wie eine unreife Tomate, das müsste eine Kaki-Sorte sein. Die Beeren dürfte ich auch hinbekommen. Maulbeeren, Sultaninen, Preiselbeeren - kann man die roh essen? -, Heidelbeeren, Himbeeren und Physalis. Halt, das da, was so aussieht wie eine abgerundete Brombeere, das ist ganz und gar nicht süß. Ich kenne die.
DB: Die paar Kratzbeeren sind der Nachtisch, ein kleiner Vitamin-C-Schock. Und nun rate weiter.
DV: Okay, die Nüsse sind: Erdnüsse, Walnüsse, Paranüsse, Pinienkerne, Pistazien... und sind das etwa Zedernkerne? Unglaublich.
DB: Ja, sehr gut, meine Liebe. Jetzt musst du bloß noch die große ovale, rötlich-braune Frucht in der Mitte erraten. Das Prunkstück.
DV: Okay, da passe ich. Hab ich noch gesehen. Bitte, so gib mir einen Tipp.
DB: Es ist ein Malvengewächs.
DV: Hm, noch einen?
DB: Es ist eine Schote.
DV: Menno, ich komme einfach nicht drauf. Sag's mir.
DB: In Ordnung, doch du wirst dich ärgern.
DV: Nun sag schon!
DB: Es ist eine Kakaofrucht. 
DV: Ach! So schaut also die Frucht aus, aus der man Kakao macht? Ich schäme mich fast, es nicht gewusst zu haben, bei all den Schokoladentafeln, die ich schon in meinem Leben verputzt hatte... Machen wir sie auf, ich will es zuerst kosten. Hast du ein Messer parat?
DB: Brauche ich nicht, ich habe scharfe Fingernägel. 
(DB "fühlt und denkt" erneut und tut so, als ob sie mit ihren beiden Nägeln der kleinen Finger in das Gewächs hineinsticht und von innen nach außen die Schale einschneidet. Danach greift sie von links und rechts mit allen Fingern in den Spalt und teilt die Frucht in zwei Stücke.)
DV: Wenn ich es nicht gesehen hätte, ich würde es nicht glauben.
DB: Greif zu, ich empfehle dir das weiße Fleisch; bei den violetten Bohnen aber, da nehme nicht so viele. Ich nenne sie das "Zitronenbonbon von Eden". Und die schwarzen Kernstücke, die würde ich lutschen. Mache ich zumindest immer so.
DV: Und das kann ich wirklich alles einfach so essen?
DB: Klar doch. Na ja, vielleicht nicht die ganze Schote. Du bist so etwas nicht gewohnt und könntest eventuell davon Durchfall bekommen. Obwohl, hier eigentlich nicht. Aber wenn du wirklich musst: Drinnen ist eine Komposttoilette. Links fürs kleine Geschäft, rechts für das große.
DV: Später links, jetzt essen. Hier, willst du auch?
DB: Nur ein Stückchen, ich hab im Moment nicht so viel Hunger. Aber ich kann dir, während du dich am Kiosk der Natur versüßt, auch irgendwas erzählen.
DV: Boah, ist echt voll wie Zitrone. Okay, erzähl. Ich kann essen und hören. 
DB: In Ordnung, das ist gut. Sag, von den Sachen, von denen ich bislang sprach, was hast du da am wenigsten verstanden?
DV: Mir schwirrt das mit der Blase noch im Kopf herum. Wie nanntest du es noch? 
DB: Das figurierte Plasmafilament.
(DV schmeißt sich eine Handvoll Waldbeeren in den Mund und schmatzt genüsslich.)
DV: Hmmm... Blaubeermatsch... Hmm, köstlich und sinnlich zugleich! Leg bitte los.
DB: Ich fange am besten beim Ereignishorizont an. Er wächst in pulsierender Form seit exakt 4124 Erdenjahren. Die Rotation verlangsamte sich und damit einher veränderten sich die klimatischen Verhältnisse. Tag- und Nachtzeiten, das heißt Aufheizung und Abkühlung, wurden länger, was instabilere Temperaturen zur Folge hatte. Dagegen wurde die Erdkruste stabiler und die Corioliskraft wurde schwächer; infolge dessen kommt es heute dort zu weniger Naturkatastrophen, allerdings auch zu einem schlechter einzuschätzendem Wetter beziehungsweise anderen, gänzlich neuen Phänomenen. Der Meeresspiegel an den Polen sank, der am Äquator stieg.
DV: Aha. Zu Physik passt Physalis - aber davor ein paar Litschis.
DB: Du wirst den rechten Topf wohl auch brauchen.
DV: Das lass mal meine Sorge sein. Aber sag mal, wie kommst du auf diese Zahl, wie war sie gleich nochmal? 
DB: 4124 Erdenjahre, also quasi Ereignishorizontjahre, wohlgemerkt.   
DV: Kann nicht denken, Geschmacksorgasmus...
DB: Verstehe. Mir fällt da ein, ich hatte zu dieser Zahl mal einen Zeitstrang erstellt. Er ist in der Schublade. Bleib sitzen, ich komme vom Bett aus hin.
(DB, die bislang zwischen den ausgespreizten Beinen von DV kniete, geht in die Hocke und steht daraufhin fast aufrecht im Bett vor der halb sitzenden, halb liegenden und futternden DV. Elegant steigt sie über deren linkes Bein zur rechten Seite, geht über eine Kniebeuge wieder nach unten, legt ihren linken Unterarm als Stütze aufs Bett und kramt mit der rechten Hand in einer Art von Katzenbuckel in der Schublade.)
DV: Uha! Meinst du, ich könnte das auch?
DB: Was willst du können? 
DV: So einen Vierfüßlerstand. Du weißt schon, du bist unter mir, schlingst deine Beine über meinen Oberkörper und lässt dein Becken kreisen.
DB: Kann nicht nachdenken, ich suche, meine Liebe, ich suche.
DV: Weißt du, ich hatte ein paar Stunden Pilates bei einer sehr attraktiven Präventions-Trainerin, stets gekleidet in translucenten schwarzen Leggings aus Nylon.
DB: Du?
DV: Sie. Und darunter trug sie stets Tanga-Slips. Alles war so eng anliegend, dass man deutlich erkennen konnte, wie die äußeren Schamlippen ihre Vulva vollständig umschlossen.   
DB: Huch, na wenn das so ist, dann schaffst du das bestimmt ganz locker. Ich hab es! Endlich.
(DB setzt sich neben DV und zeigt ihr ein leicht vergilbtes Blatt.)  
DV: Ist das Papyrus?
DB: Ja, kannst du auch lesen und essen gleichzeitig?
DV: Freilich, zeig her. 
DB: Am besten ich gehe wieder zwischen deine Schenkel und halte es ausgebreitet vor mein...
DV: Vor deine wohlgeformten Brüste?
DB: Vor meinen Thorax, ja. Aber keinesfalls anfassen, und beim Essen nicht spritzen. Es soll nicht dreckig werden.
DV: Geht klar, nun zeig schon her.
(Viele Nüsse später.) 
DB: Und? Verstanden?
DV: Die 969 von Methusalem hätte ich sogar auswendig gewusst. Du weißt schon: FFM. 969. Kannst du vielleicht später Milutin kommen lassen?
DB: Das ist durchaus unüblich, aber ich könnte es arrangieren.
DV: Super!
DB: Kann ich es wieder einräumen?
DV: Aber nur in der Vierfüßlerstellung.
DB: Meine Liebe, solange du nicht an mir grabschst, gerne.
(DB geht ähnlich vor wie schon beschrieben, "fühlt und denkt" dabei erneut, tut so, als ob sie eine rundliche Frucht im Nachtkästchen findet, setzt sich neben DV und reicht ihr das grün-bräunliche Teil.)
DB: Das musst du probieren. Es ist eine Cherimoya.
DV: Noch nie gehört. Sieht aus wie eine Apfelbirne ohne Stamm mit kleinen Härchen. 
DB: Sie schmeckt auch ein bisschen nach Kulturbirne, und nach Himbeere, cremig wie eine Erdbeere mit einer Note Vanille. Also für mich. Reiße sie einfach auf und beiße hinein. Aber nicht in die Schale und keinesfalls die Kerne mitessen. Sie könnten auf dich toxisch wirken.
DV: Alles klar! Und du erzählst schön weiter. Abgemacht? 
DB: Okay. Was ich dir vorhin beschrieb ist der jetzige Istzustand. Vor dem kataklysmischen Ereignis, althergebracht bekannt als Sintflut - in vielen Mythen und Überlieferungen als ein einschneidendes Element erwähnt -, vor dieser Katastrophe war alles ungefähr so wie hier.
DV: Kannst du es beschreiben?
DB: Nun, ich will es einmal versuchen: In jener paradiesischen Welt gab es keinen Mond, der die Gezeiten lenkte. Da war kein Wetter, weil da kein Klima war. Es regnete nicht, es stürmte niemals, Sonnenlicht schaffte es nur sehr zaghaft und unschädlich durch die dicke Wasserdampfatmosphäre. Diffuse Nächte mit nicht zu erkennenden Sternen und halbhelle Tage, die alles so viel angenehmer machten. In dieser Welt war die Achse gerade und nicht geneigt. Vertikale Strukturen gab es nicht. Da war nur das lineare Muster, dass eigentlich keines war. Alles war größer und schöner, und das Fernbleiben von Jahreszeiten bot ein moderat tropisches Klima, einen ungehinderten Wuchs für alles Lebende. So war man auch größer und dennoch kleiner als jeder Farn um einen herum. Der doppelt so hohe Atmosphärendruck machte es möglich, und auch so fast trivial anmutende Dinge wie eine immens höhere Lebenserwartung ohne Krankheiten oder Übel waren nicht die Seltenheit, sondern die Regel. Wenn Degeneration ein Fremdwort war, dann in diesen "Tagen". Da war niemand, der eine evolutionistische Denke brauchte. Die Bewohner des Ereignishorizontes lebten im "sprichwörtlichen" Garten Eden. [Q2]
DV: Das klingt ja wunderbar. Nur Essen und Schlafen und ab und zu ein wenig die Fruchtbarkeit erproben. Göttlich! Ein Himmel auf Erden!  
DB: Ja, und um es auf den physikalischen Boden zu bringen, galt und gilt diese Beschreibung unter der Voraussetzung - für dich Vorstellung -, dass wir uns hier auf einer rotierenden Ebene befinden, die Vertiefungen an den Polen und Erhöhungen am Äquator aufweist.
DV: Ich mochte die prosaische Erklärung lieber.
DB: Die war nicht von mir. Ich las einen ähnlichen Text mal auf einem Blog.
DV: Mann oder Frau? 
DB: Ein Mann, der "fühlt und denkt". Er sagte mir, er wüsste es aus seinen Träumen.
DV: Du hast ihn kennengelernt?
DB: Er kommt manchmal vorbei, mehr oder weniger. Er heilt sich hier, sagt er.
DV: Du meinst wohl, du heilst ihn. 
DB: Meine Liebe, lassen wir das. Ich will, nein, ich muss es dir leider noch ein wenig komplizierter darlegen, sofern ich darf. 
DV: Hast du noch so ein Sherry-Moja-Dingens?
DB: Du meinst eine Cherimoya, klar doch. Hier, direkt unter dem Kopfkissen.
DV: Verstehe, das ist also Spielzeug. Gib her, ich bin noch lange nicht satt.
DB: Hier bitte, lasse es dir schmecken und lausche.
DV: Ich verspeise gerade quasi "Boy Toys".
(DV lacht herzhaft, DB schmunzelt, legt einen Zeigefinger auf DVs Mund und küsst sie sanft ["fühlend und denkend"] auf die Stirn.)
DB: Höre: Schwerkraftler fühlen sich aus einem weiteren Grund hier um einiges leichter. Es ist die Rotation. Sie ist, im Vergleich zum Ereignishorizont um rund 2% schneller, was bedeutet, dass höhere Fliehkräfte wirken. Und sie wirken, weil das lokal herrschende Schwerefeld dies so bestimmt.
DV: Lecker, diese Dinger. Einfach nur lecker. Weißt du, mein Physiklehrer würde dem sicherlich nicht zustimmen. Er sagte stets: Je stärker die Gravitation, desto langsamer vergeht die Zeit.
DB: Er meinte wohl die Krümmung in der Annahme, dass Raum und Zeit miteinander verwoben sind. Korrekt würde es daher lauten: Die Ausprägung der Raumkrümmung beeinflusst den Ablauf der Zeit.
DV: Und ich dachte, er meinte damit eher, dass, wenn man näher am Mittelpunkt einer Krümmung ist, dann würde die Zeit dort langsamer vergehen, als wenn man weiter davon entfernt ist.
DB: Meine Liebe, der Mittelpunkt der Krümmung ist doch das Schwarze Loch. Die Zeit dort vergeht selbstverständlich langsamer.
DV: Aber die Zeit im oder auf ... oder an dem Ereignishorizont vergeht doch schneller, oder?
DB: Ja, sie vergeht schneller.
DV: Und wir sind noch weiter draußen, also müsste unsere Zeit um ein Wesentliches schneller vergehen.
DB: Wir sind allerdings in einer Blase. 
DV: Zitat: "Es gibt weder eine absolute Zeit, noch einen absoluten Raum."
DB: Falsch! Du hattest einen einfältigen Lehrer. Vergesse ihn. Lass mich dein Meister sein. Das, all das, ist der Raum der absoluten Zeit. Wir sind sehr viel weiter weg vom Nullpunkt als die Ereignishorizontler. Also genau eben nicht dort wo Tod und Geburt eine Einbildung der Zeit sind. Hier ist alles absolut. Hier ist nichts relativ, und Einbildung ist ein Fremdwort. 
DV: Und was soll dann nach uns sein? Also nach dieser Blase?
DB: Der äußere Torus, das schwingende Strahlungsfeld, bekannt als Van-Allen-Gürtel. Tja, und dann, dann kommt man schon in den Einflussbereich der Lunasphäre mit dessen Zeitvakuum. 
DV: Moment, ist dann ein Flug zum Mond mit einem Raumschiff überhaupt möglich?
DB: Natürlich, es dauert halt nur länger, speziell für die Insassen. Wegen den beiden zeitlichen Dilatationen der Blasen.
DV: Demnach kann der Mond ja gar nicht so weit entfernt sein.
DB: Korrekt, meine Liebe.
DV: Und was ist mit anderen Himmelskörpern? Was ist mit dem Mars zum Beispiel?
DB: Der ist auch ziemlich nah. Das Problem ist die Heliosphäre, also die Sonnenblase.
DV: Was soll mit der sein?
DB: Sie füllt 98 Prozent unseres Sonnensystems aus. Wie langsam da allerdings die Zeit vergeht, das weiß ich aus dem Stehgreif nicht so genau.
DV: Wie bitte? Du weißt mal etwas nicht? Vielleicht solltest du doch was essen. Gehirnfutter...
DB: Reich mir bitte eine Kratzbeere.
DV: Nur eine?
DB: Man sollte davon nicht so viele essen. Ich versuche es zu errechnen.
DV: Im Kopf?
DB: Es wird eine "Milchmädchenrechnung". Also, gehen wir mal von gleichförmigen und gleichgroßen Blasen anhand der Radien eines Körpers aus. Die Erde hat einen Radius von 6371 Kilometern, die Sonne einen von 695510. Das macht ein Differenzial von etwa 109 Prozent. So viel langsamer müsste die Zeit vergehen.
DV: 109 Prozent langsamer als hier!?
DB: Ungefähr.

DV: Und du hast dich bestimmt nicht verrechnet?
DB: Nein.
DV: Ähm, okay. Sag mal, wie lange muss man da durch? Ich meine, wie lange dauert so ein Flug?
DB: Die Flugzeit ist nicht das Problem. Die Zeitdehnung überlebt kein Mensch. Es sei denn man erschafft eine eigene künstliche Blase und fliegt in beziehungsweise mit ihr da durch.
DV: Und wie soll das gehen?
DB: Das ist eigentlich ganz einfach. Man muss ein Primordiales Schwarzes Loch erschaffen oder eines einfangen.
DV: Und wieso weiß die Weltbevölkerung davon nichts? Wieso weiß ich von alledem nichts?
DB: Du bist vielleicht ein Teil der politischen Elite, verwoben mit geheimdienstlichen Aktivitäten, aber weit ab von den Dynastien, die den Ereignishorizont beherrschen. Und lediglich jene mysteriös-ominösen Wesenheiten haben Wissen darüber.
DV: Aha. Sehr schmeichelhaft. Und von wem bitte wissen diese Leute das? Von alleine sind die bestimmt nicht draufgekommen.
DB: Teils schon.
DV: Und wie?
DB: Laika.
DV: Der erste Hund im All?
DB: Ganz recht.
DV: Sie haben sie grausam sterben lassen. Eine Reise ohne Rückfahrschein sozusagen.
DB: Ja und nein. Aber darum geht es gar nicht. Sie sagten, sie starb an einer Hyperthermie, das stimmt aber nicht. Und das wurde mitunter auch hitzig debattiert.
DV: Und an was starb sie dann? Hat man sie, wie vermutet wurde, wohl doch vergiftet?
DB: Nein. Die Russen sind anständige Leute, glaube mir. Das Problem lag hier, direkt bei mir.
DV: Wie bitte?
DB: Nun ja, nicht wirklich, Sputnik 2 lag jetzt nicht gerade im Vorgarten, aber die Kapsel durchflog diese Blase. Das zum Thema "Gravitationsstabilisierung".
DV: Keine Ahnung, was das ist, aber sag, an was ist sie jetzt gestorben?
DB: An einer Überstimulation des präfrontalen Kortex, auch aufgrund der Zeitdilatation.
DV: Der arme Hund!
DB: Genauer: Die arme Hündin. Ich fand es ebenfalls schrecklich. So furchtbar, dass ich mich in der Pflicht sah, in Kontakt mit dem damaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion zu treten.
DV: Bulganin?
DB: Nikita Chruschtschow.
DV: Oh je, der Mauer-Bauer.
DB: Kennedy war wohl froh drum, immerhin war er quasi der geistige Urheber des Konstrukts.
DV: Das glaube ich nicht.
DB: Heute liest man davon nichts mehr, aber schon Anfang August 1961 hatte er seinen Berater, Walt Rostow. das ziemlich deutlich gemacht, als er sagte: "Er [gemeint: Chruschtschow] muss etwas tun, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen – vielleicht eine Mauer."
DV: Wie auch immer. Was kam dann beim Treffen heraus?
DB: Das darf ich dir nicht sagen.
DV: Okay, okay. Sie wissen es von dir. Und sie halten sich offenbar daran. Weil, ich meine, sonst wäre ja längst schon jemand zum Mars geflogen. Nicht wahr?
DB: Mit Sicherheit.
DV: Weißt du, wir vergessen das einfach. Wir haben nie darüber gesprochen. Ich geh sogleich mal deine linke Komposttoilette aufsuchen - mit Milutins Zaubertrank. Danach habe ich es auf jeden Fall nicht mehr im Kopf. Und wenn ich wieder zurückkomme, dann probieren wir diese Po-Lift-Stellung aus. Abgemacht?
DB: Oha, okay. Sehr gerne. Nehme doch vielleicht gleich den Godemiché mit.
DV: Was bitte?
DB: Die Nachbildung des erigierten Penis, meine Liebe.
DV: Ach, der Dildo!
DB: Ja, genau der. An was dachtest denn du?
DV: An einen Franzosen in blau-weiß gestreiften Shirt, mit Baskenmütze und rotem Schal.
(DV lacht laut auf, DB schmunzelt.)
DB: Keine Fliege, keine Hosenträger, kein Schnurrbart, der vom rundlichen Bauch ablenkt. Wer von uns denkt jetzt bitte in Klischees?
DV: Ich denke... ich fühle, ich hätte nicht lachen sollen. Ich muss. Ganz dringend. Wo geht's lang?
DB: Zwischen den Schienen durch die Wand, gleich links herum, und stolpere nicht. [...]
DV: Hey, da ist aber nur eine Wand!
DB: Drück den roten Knopf an der Seite. Sie öffnet sich wie die zur Terrasse. Ich warte im Garten auf dich.

Epilog
Der letzte Epilog war viel zu lang und hielt nicht das, was er versprach. Keine Vorsätze daher an dieser Stelle. Lieber Vorsäfte an steiler stehenden Latten mit weniger pendelnden Elementen. Der nächster Erguss wird ein Erkenntnismomentum sondergleichen; oder nach dem Evangelium des Matthäus, Kapitel 7, Vers 16: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen."


- Ende des fiktionalen Zwischenspiels -


___
[Z1] Hans-Georg Maaßen. Vom Spitzenbeamten zur politischen Reizfigur - Hans-Georg Maaßen mit Lanz im Schlagabtausch. YouTube. 18.12.2019. 10' 35" - URL https://youtu.be/aQOcZOWFDOI?t=635 [19.12.2019]. Ganze Sendung in der Mediathek des ZDF: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-17-dezember-2019-100.html#xtor=CS3-162 [19.12.2019].
[Q1] Glas, Alexander (d. A.)Die perfekte Schlafstätte - URL https://www.blog.adelhaid.de/2016/04/die-perfekte-schlafstatte.html  [26.12.2019].
[Q2] Glas, Alexander (Hrsg.) / GlasTradamus. GzN 7: Die Hachse - Von den eigenen Sphären ins wahre Leben. TWENTYSIX (Kooperation Random House/BoD), Norderstedt 2019, Seite 36. ISBN 978-3-7407-2885-4. Online-Quelle: https://n8ruh.blogspot.com/2019/07/die-hachse-teil-8.html [27.12.2019].


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