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Lieb(e)voll(l)os - Die Rollenspieler (Denunziation)

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PerChaTem (Pt. 10c)


FAQs zur Reihe (PerChaTem) / Grundsatzfrage: Die ewige Schuldfrage und eine Flasche Liebe

"«Mahatah: Ihr habt die Uhr – wir haben die Zeit» ist ein Dokumentarfilm über die Zeit, ein Blick auf den Takt der Kulturen. Mit «Mahatah» – das arabische Wort für Bahnhof – taucht Regisseurin Sandra Gysi in die Mikrokosmen der Kopfbahnhöfe von Zürich und Kairo ein und geht der Frage nach verschiedenen Zeitwahrnehmungen und den darin innewohnenden Lebenskonzepten nach."
(Quelle: UBS Stiftungen)
Ich gestehe, ich habe den besagten Film nie gesehen, was aber wohl auf die meisten LeserInnen zutreffen wird und im Diskurs nicht notwendig erscheint. Ich war auch noch nie in Kairo, dennoch sind mir Menschen mit arabischen Wurzeln durchaus gut bekannt. Jene Bekanntschaften "tick(t)en" tatsächlich überwiegend anders, kulturell und vor allem zeitbezogen. Vor über 20 Jahren erklärte mir ein Freund eines guten Freundes aus eben jenen Gefilden, dass ein Satz wie "Ich habe keine Zeit" in seinem Heimatland nicht existiert. Ein Gespräch mit einem Mensch geht immer vor einem durch und durch getakteten Tagesablauf. Damals wurde mir schlagartig klar, warum ich stets gerne mit dem Freund des Freundes die Zeit verbrachte, um mich mit ihm über Dinge zu unterhalten, die zumeist nicht tiefensinnigen Charakter hatten. Sein andersartiges Empfinden für die Zeit ergoss sich in sein unmittelbares Umfeld aus und nahm jeden in einen zeitlosen Bann auf. Raum und Zeit flossen ineinander und spielten keine Rolle mehr, ganz im Gegensatz dazu, wie diese beiden Komponenten es tatsächlich in unseren Breitengraden tun.  

Die wenigsten Menschen haben in der Tat keinerlei Probleme mit dem Umgang unserer Messgeräte für die Bestimmung der Tageszeit. Wenn man es überspitzt betrachtet, so haben wir es geschafft, uns von der selbst-geschaffenen Uhrzeitanzeige versklaven zu lassen. Zumeist bestimmt sie nicht nur den Anfang und das Ende eines jeden Tages, sondern gerade auch alles was dazwischen liegt. Ein Müßiggang ist in einer solchen "Sekunden-, Minuten- und Stundenwelt" nur beschwerlich möglich. Der Begriff der Zeit nimmt in vielen Worten unserer heutigen Sprache Raum ein, auch dort wo man ihn nicht vermutet oder aufgrund eines Wortmorphems nicht erkennt; Beispiel: "Hoch-Zeit". Es ist keine hohe Zeit und eine Vermählung ist auch gar nicht nötig; um ein weiteres Beispiel zu nennen: "LAG". Diese drei Buchstaben stehen für "LebensAbschnittsGefährte/in". Auch hier wird wieder eine Zeitspanne, wohlgemerkt nicht zeitlos, ausgegeben. Noch verschwommener wird es bei dem Begriff "Schule", betrachtet man seine griechische Entstehung - "σχολή", lateinisch: "Schola", was nichts anders als Muße/Nichtstun, also dem Müßiggang bedeutet. Faszinierend!?
Nun, man könnte einwenden, dass es nur Worte sind, aber Geltung verschaffen sie nicht, denn: Die tatsächliche Bedeutung und der tiefere Sinn haben sich verschoben, so dass keines dieser Worte mehr dem Ursprung dienlich ist. Schule hat heute nichts mehr mit Nichtstun gemein, genauso wie eine Partnerschaft keinen Anspruch mehr erhebt zeitlos zu existieren. Wenn die Welt sich verdreht, kann man sich mit ihr drehen oder man verdreht sich selbst, geht quasi gegen jenen Hauptstrom. So benenne ich persönlich Menschen, die mir zugänglich und/oder intim vertraut sind, mit einem anderen Wort - "Musen". Mit einer Muse kann ich dem Müßiggang bestreiten und vergesse die Zeit. Entfaltung, Schöpfung, Bereicherung, Inspiration, Erkennung - das sind umschwängliche Umschreibungen, ob sie richtig sind oder nicht, doch treffen sie mich und eben jene Musen. Das schöne dabei: das Gegebene wird zeitlos, neudeutsch: nachhaltig (vor-wirken).        

Die selbst-erkorene Überschrift zwingt mich zum eigentlichen Thema zurückzukehren, bedenkt man alles nach dem Gedankenstrich: "Die Rollenspieler (Denunziation)" - dies lässt sich in einem mächtigen Aussagesatz entwirren: "Rollenspieler kann man daran erkennen, dass sie der Denunziation zugänglich sind." Zugegeben, dieser Satz hat keinen Machtanspruch, denn ich habe mir sozusagen bildlich gerade extrem auf die eigene Zunge gebissen, um ihn ja nicht klarer auf den Punkt zu bringen. Möglicherweise verbringe ich schon zu viel Zeit in dieser Welt der Rollenspieler, so dass ich just eine mustergü(l)tige (sic!) Rolle eines politisch-korrektem Aussprechers eingenommen habe, der stets gewillt ist nicht direkt zu reden. Möglicherweise dachte ich auch nur an den arabischen Freund eines Freundes. Ein weiteres hatte ich von ihm seinerzeit gelernt: "Direktes Aufsprechen hinterlässt beim Empfänger der Worte den Eindruck, dass sein Gegenüber entweder unhöflich oder ungebildet ist" - so war ungefähr sein Wortlaut. Ein Jeder darf nun für sich laut oder leise, farbenfroh oder ganz ohne Bilder denken, inwieweit es bei uns Gang und Gäbe ist, möglichst oft direkt zur Sache zu kommen. 
All das erscheint nebensächlich, denn: Wie tendenziös denunziantisch eingestellt Menschen in westlich-geprägten Gesellschaften sein können, kann womöglich eine fiktive Situation erklären, die ich mit einem Wortwechsel nachfolgend aufzeigen werde.

Ausgangssituation: Ein Auto steht im Halteverbot.
Mögliche Äußerungen zum Umstand im wirren Dialog könnten sein: 

"Sofort die Polizei verständigen."
"So ein Idiot."
"Was für ein Ignorant."
"Lauffauler Sack."
"Ein Knöllchen reicht da nicht. Man sollte Parkkrallen für solche Typen einführen."
"Den muss man einen Denkzettel verpassen."
"Aber dann macht man sich strafbar, also lieber melden."
"Hoffentlich scheißen die Tauben ihn sein Auto zu..."
"Warum nicht selbst tätigen werden? Gibt's nicht Falschparkaufkleber?"
"Das reicht nicht mal auf den Lack. Einmal den Frust ausdrucken verleihen, das hilft."
"An den Haken mit der Karre!"
"Dem gehört der Führerschein entzogen."
"Der hat seinen Schein im Lotto gewonnen."
"Man darf das Auto nicht beschädigen, denn dann macht man sich selbst strafbar."
"Dann halt melden oder darauf hoffen, dass einer vom PüD vorbeikommt."
"Der zahlt den Zettel sowieso nicht."
"Das muss man fotografieren. Sofort!"
"Und gleich ins Internet damit - inkl. Kennzeichen."
"Nein, das darf man nicht, dann macht man sich strafbar."
"Aber ohne geht + am besten großflächig verteilen."
"Das hat der asoziale Arsch verdient."
"Jeden Tag wird ein neuer Vollpfosten geboren."
"Der gefährdet sich und andere."
"Wohl nur andere, der Schlitten ist mit Sicherheit gut versichert."
"Trotzdem: Ich bin für die Selbstjustiz. Haut ihm dem Spiegel ab."
"Dann lieber doch die 110."
(...)

Und so drehen und winden sich die Gedanken im Kreis derer. Ich hätte das alles stark ausbauen können, aber es langweilte mich schon in der Gedankensammlung, die mir schon schwer fiel. 
Was kann man hier herauslesen? Eine psychologische Frage? Sehr wohl! Gehen wir sie kurz an.
Vielleicht sticht hier heraus, dass a) das Gesetzliche im Vordergrund steht und b) das sich viele Gedanken machten, wie man die Untreue strafen oder umsetzen könnte bzw. müsste, ja sogar darüber hinaus. Dass sich Menschen überhaupt Gedanken über solche Umstände machen ist interessant, wenn man bedenkt, was für Gedanken hier entstehen. Es ist der Vorwurf - und hier sind wir wieder bei klein "a)" -, der offensichtlich ist: das Vergehen gegen das Gesetz. Niemand machte sich im Beispiel weitergehende Gedanken, die das Menschliche betrachten. Unabhängig davon ist der Gedanke an das Menschliche schon verwerflich, denn er führt zu keiner Erkenntnis, es sei denn man wartet ab, bis der Gesetzesüberschreiter wieder an den Tatort zurückkehrt. Dafür müsste man aber sehr neugierig sein. Vielleicht übt man sich auch nur in der Geduld, um am Ende sich bestätigt zu fühlen, nämlich dass der Falschparker im Unrecht war, das man ihm im Vorfeld schon zuschrieb. Die Gefühlsbetrachtung sollten jedenfalls außen vor gelassen werden; positive Lautäußerungen aus dem Innerlichen kann man nämlich nichts abgewinnen. Man möge sich die Alltäglichkeit des Beispiels betrachten und man wird erschrecken. Solche Energien aus Emotionen überschwemmen täglich unseren Erdball.

Dieses kleine Beispiel deckt viel Abgründiges auf und ich bin gewillt zu schreiben, dass jeder, der einen dieser obigen Gedanken fast, sich als ein Rollenspieler enttarnt fühlen darf. Selbst diejenige, die lediglich auf Aussprüche eingehen, sind zumindest im Momentum ein Teil dieses Typus Mensch in meiner Definition. Autnoms [Erinnerung Abkürzung: siehe "Eingangsenergien"] nehmen einen solchen Umstand fast schulterzuckend war, Selbststimulierte überwiegend gar nicht - wozu auch? Sie sind mit sich selbst und ihrer (innerlich großen und äußerlich kleinen) Welt beschäftigt. Weist sie jemand auf so einen Falschparker hin, so denken sie in erster Linie an sich. Möglicherweise hinterfragen sie zuerst ihre eigene Gesetzestreue in Relation zu der gegebenen. Zu einer Aussage kommen sie schwerlich und wenn, dann erst nach genauer Analyse. Autnoms dagegen kennen das menschliche Sein, von daher suchen sie in erster Hinsicht, wenn sie sich darauf einlassen, nach einem möglichen Grund, warum es in Ordnung ist, dass ein Fahrzeug vorrübergehend verkehrswidrig abgestellt wurde.     

Ich denke, ich habe damit genug für den Anfang in Worten umgesetzt, um sang und klanglos erst einmal dieses Kapitel zu schließen, will ich mich ja nicht unbedingt selbst (oder andere) denunzieren. Wer dennoch ein tatsächliches Fallbeispiel von dem oben angeführten fiktiven Beispiel haben möchte, denjenigen übersende ich gerne ein fünfseitiges anonymisiertes Dokument [per E-Mail], allerdings mit dem ernsten Hinweis darauf, dass sich dort noch mehr Abgründe im realen Austausch des sozialen Miteinanders auf digital-kommunikativer Spielwiese auftaten, deren Gedankengänge mir unerträglich erschienen. 


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