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Quadruped'sche Reflexion (postfaktisch-bioptisch), Teil 2

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Reflexion (Pt. 7b)



Prolog: Wie das Leben nicht einfach ist/sein kann, so auch mitunter das Streben nach dem Sterben. Bislang strebe weder ich noch sie, meine Hündin Selma, danach von in diese Erde zu scheiden. Wer von uns beiden näher am Ableben ist, kann man nicht sagen - zwischen einen Sonnenaufgang und ihrem Untergang kann viel passieren, sowie auch in der Dunkelheit dazwischen. Lassen wir sie also weiterhin ihr Tagebuch füllen, ich fühle derweil mit ihr.

20. Mai 2017 
Immer noch am Morgen.
Kurz nach 10. Er telefoniert.
Einige Zeit später trägt er mich ins Auto.
Er sagt: "Wir fahren zur letzten Hoffnung." 

Die letzte Hoffnung kenne ich, jetzt als ich sie sehe. Ich liege weiter im Kofferraum und mache keine Anstalten da raus zu wollen. Sie begutachtet mich, und sie redete nicht nur von Hoffnung, sie vermittelt sie auch. Medizin soll es richten, damit kennt sie sich nicht nur aus, sie hat sie auch. Wir nehmen sie mit und fahren wieder heim. 

2 Stunden später schreibt mein Bipedist prompt sozial Folgendes:

Sie isst wieder. Das Antibiotika hab ich ihr noch in den Mund gespritzt. Die Hühnerbrühe hat sie aus einer Kaffeetasse getrunken. Daraufhin hab ich ihr das Schmerzmittel in Schmelzflocken gegeben. Die Autofahrt hat wohl hungrig gemacht. 😉

Dieser Tag sollte wohl alles ändern, obgleich alle anderen digitalen Wortwechsel der Zweibeiner untereinander keine größeren Erkenntnisse hervorbrachten, die eine zerfallene Welt retten könnte oder gar ihre eigene Spezies. Ob ein Wesen wie ich wieder isst und ihr Geschäft macht, interessiert im Vergleich niemanden. 

Vatertag (25. Mai 2017)
Die Tage verronnen so vor sich hin.
Dank der Drogen ging es mir blendend. 
Eine nette Suggestion, mehr aber nicht.
Die mich durchdringende Krankheit konnte dadurch nicht gestoppt werden, lediglich verlangsamt, mein Dasein im Körper wurde erleichtert. Rückblickend bekomme ich einen Eindruck, als ob ich derweil in einem Hospiz lebe, obwohl ich noch weit entfernt bin, Leib und Leben dahinzugeben. 

Bilder täuschen gerne. Trotzdem, dies wären die Höhepunkte an jenem Tag. Ein alter Benz, ein gedrehter Fußball in den Landesfarben und meine Wenigkeit. Alles so auf der Sandachse "am Börstig" abgelichtet, für die Erinnerung, wer weiß?

Einen digitalen Erguss meines Bipedisten am Vortag will ich indes nicht vorenthalten, auch wenn er mit der "Sache" nichts zu tun hat, sondern nur auf die Frage einging, was er am besagten Tag denn so vorhätte:

Nichts. Ich mache einfach mal nichts. Wenn ich kein Fußball und Hunde usw. hätte und nicht arbeiten würde, würde ich immer nichts machen wollen. Den Müßiggang hat die heutige Gesellschaft völlig vergessen.

Ahja.

27. Mai 2015
Ich habe mich heute dazu gezwungen wieder Treppen zu steigen. Es schmerzt im hinteren Leib, aber ich bin taff. Im oberen Stockwerk des Hauses gab es was für den Gaumenschmaus. Mein Gaumen indes ist eitrig, na ja, irgendwas auf jeden Fall im Mund, so auf der linken Seite. Ich kaue nur noch rechts und habe wohl Mundgeruch. Ich komme auf diesen Gedanken evtl. zurück. 

Mein Bipedist ging am Morgen mit zivilisierter Kleidung (Denim-Hose und Baumwoll-Hemd) aus dem Haus und kam im Sportdress (kurzer Hose und T-Shirt aus Polyester) zurück. Er sagte: "Meine Junioren haben mir nach dem letzten Auswärtssieg eine Wasserdusche verpasst." 
Keine Ahnung, was er damit meinte. Ich leckte seine offen dargebotenen Beine ab.

Am Abend hatte ich mal wieder Schafe und Ziegen gesehen. Ich bin mit gebührendem Abstand an ihnen vorbeigelaufen, Elektrozaun hin oder her.
Vor einigen Jahren hab ich mit Zwergschäfchen und Ziegen zusammengelebt. Ich hab sie sogar mal unfreiwillig gehütet und ein paar Böcken beim Ausbüchsen das Leben gerettet. Ich kann mit ihnen über die Ohren kommunizieren, trotzdem sind mir diese Säuger suspekt, auch wenn sie keine anderen Beutegreifer sind, die mit ihrer blanken Existenz meine ungeteilte Aufmerksamkeit verdienen. Es lohnt sich auch nicht sie zu jagen, weil als Beute ich sie nicht ansehe. Das Leben als Hund unter Zweibeinern hat meine Gesinnung verdorben. Ich mag sogar das Kaninchen von nebenan. Zusammen mit Adelhaid esse ich immer seine "Böllerchen", ehe er, Fritz Möhrchen mit Namen, sie isst. 
Adelhaid ist der Auffassung, dass unser aller Gesinnung nach einer Begebenheit aus der Vergangenheit verdorben wurde. Seit diesem "Absturz" gelten andere Gesetze - im gesamten Tierreich, auch dem der Menschen, vor allem wohl. Obwohl mir ihre Gedankenerinnerungen ebenso suspekt erschienen, wie stets die Existenz von Ziegen und Schafen, muss ich mir schwerlich heute eingestehen, dass ich auf meine letzten Tage doch gewillt bin, ihre Erfahrungen als Wahrheit anzunehmen. Ich habe mich zulange davon abgewendet. Ich schenke ihr jetzt Gehör.
Doch solange es an jedem Wochenende Fleisch aus der Dose gibt, ergebe ich mich meinem Leitbild, wenn es auch noch so falsch ist. Dafür lebe [und sterbe] ich, wann auch immer.




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